Sky: »Munich Games«

»Munich Games« (Serie, 2022). © Amusement Park Film/Sky Studios

© Amusement Park Film/Sky Studios

Unheilvolle Wiederholung

Ein Gegenentwurf zu den Spielen des Jahres 1936, die im Zeichen des Hitlerregimes standen, sollte die Olympiade von 1972 werden. Weltoffen, bunt und friedlich wollte Deutschland sich der internationalen Öffentlichkeit präsentieren. Doch mit dem brutalen Anschlag palästinensischer Terroristen, die elf israelische Olympiateilnehmer als Geiseln dahinmeuchelten, wurde die junge Bundesrepublik jäh von der Vergangenheit eingeholt.

Dieses unbewältigte Trauma greift die Sky-Produktion »Munich Games« auf. Sie lotet dazu eine vergleichbare Situation ein halbes Jahrhundert später aus: Im Rahmen einer Gedenkfeier für die israelischen Opfer organisiert der Sportmanager Jackie Igelski (Dov Glickman) am 50. Jahrestag ein Freundschaftsfußballspiel zwischen dem von ihm gesponserten israelischen Team und einer deutschen Mannschaft. Ausgetragen werden soll das Match im Münchner Olympiastadion – also nahezu am gleichen Ort, an dem die Terroristen des »Schwarzen September« seinerzeit Blut vergossen.

Behörden, Polizei und Geheimdienste sind in Alarmbereitschaft. Palästinenser, die den Staat Israel am liebsten vernichten würden, organisieren eine Großdemonstration gegen das geplante Event. Dabei wird auch der Bus mit den jüdischen Fußballern von einem wütenden Mob heftig attackiert: Soll man einknicken und das Spiel aus Sicherheitsgründen absagen? Oder lieber Haltung zeigen und jüdische Sportler diesmal besser beschützen als 1972? Dieses aktuelle Thema, das sofort verfängt, dekliniert die Serie auf verschiedenen Ebenen durch.

Erzählt wird die Geschichte des gebrochenen Sportpromoters Igelski, der in München geboren wurde und dessen Eltern die Nazis im KZ ermordeten. Daneben werden die jungen israelischen Fußballer porträtiert, auf die ein Anschlag befürchtet wird. Verhindern soll dies Maria Köhler (Seyneb Saleh), eine LKA-Beamtin mit christlich-libanesischen Wurzeln und Kenntnissen der Islamistenszene. Gut genug sind diese Kenntnisse offenbar nicht. Denn nachdem der in Deutschland stationierte Oren Simon (Yousef Sweid) im Darknet auf detaillierte Anschlagspläne gestoßen ist, muss die labile LKA-Beamtin – in deren Privatleben es drunter und drüber geht – gegen ihren Willen mit dem Mossad-Agenten kooperieren.

Martin Behnke, profiliert unter anderem als Koautor für »Dark«, ersann diese hochaktuelle Geschichte gemeinsam mit Michal Aviram, der bei der kongenialen israelischen Serie »Fauda« am Skript mitwirkte. In ihren stärksten Momenten erinnert »Munich Games« tatsächlich ein wenig an »Fauda«, das den israelisch-palästinensischen Konflikt in seiner Vertracktheit spürbar machen konnte. Mit düsteren Bildern erzählt Philipp Kadelbach (»Wir Kinder vom Bahnhof Zoo«) auch davon, wie deutsche Behörden sich durch heillose Kompetenzrangeleien im Kampf gegen Antisemitismus und islamistischen Terror gegenseitig blockieren. Unverbrauchte arabische und israelische Darsteller geben der Serie zusätzlich Authentizität.

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