Mediathek: »Blinded – Schatten der Vergangenheit«

»Blinded – Schatten der Vergangenheit« (Serie, 2021). © Per Arnesen

© Per Arnesen

Tête-à-Tête mit Theaterdonner

2011 ließen mit dem dänischen DR und dem deutschen ZDF zwei öffentlich-rechtliche Sender die Serie »Nordlicht – Mörder ohne Reue« produzieren, die nach der ersten Staffel eingestellt wurde. Kritik an den Gewaltdarstellungen mag zu der Entscheidung beigetragen haben. Ein Streaminganbieter sah darin kein Hindernis und gab mit »Darkness – Schatten der Vergangenheit« einen Ableger in Auftrag, dessen Plot vage an die Taten des belgischen Kindermörders Dutroux erinnerte und der wiederum durch Gewalt- und brutale Sexszenen auffiel. In der zweiten Staffel »Blinded – Schatten der Vergangenheit« warten nun neue Aufgaben auf die Fallanalytikerin Louise Bergstein (Natalie Madueño). Eine mütterliche Freundin, die Richterin Alice (Solbjørg Højfeldt), ruft sie heim nach Fünen. Ihr Sohn war fünf Jahre zuvor achtzehnjährig ermordet worden. Der Fall ist ungeklärt. Alice möchte endlich Gewissheit, da sie nicht mehr lange zu leben hat. Die örtliche Kollegin Karina (Helle Fagralid) gewährt Louise respektvoll Einblick in die Fallakten. Sie ist sehr angetan von der klugen Kopenhagenerin und bietet ihr eine befristete Stelle an, um Seite an Seite den Mörder, in dem Bergstein prompt einen Wiederholungstäter erkennt, dingfest zu machen.

Für das Publikum ist dessen Identität kein Geheimnis: Peter Vinges (Tobias Santelmann) ist ein unauffälliger Zeitgenosse, geschätzt vom Chef im Sägewerk, von den Kollegen, den Nachbarn, alleinerziehender Vater eines kleinen Sohnes. Temporär, hatte er gedacht, doch dann verabschiedet sich die im Ausland tätige Gattin dauerhaft nach Singapur. Schon schwächere Kränkungen reichen aus, ihn zu Gewalttaten zu verleiten. Er quält seine Opfer, stranguliert sie. Eine körperlich erfahrbare Tötungsart, von getriebenen Tätern geschätzt.

Die Headwriterin Ina Bruhn kennt die Versatzstücke des Genres, das heute unter Krimi firmiert, aber früher wohl eher dem Horrorfilm zugeschlagen worden wäre. Wie ein Geist dringt der Täter in fremde Wohnungen ein, hinterlässt nicht die geringsten Spuren und scheint über gehobene Geisteskraft zu verfügen.

Wie dem Handbuch für Thrillerbastler entnommen, steckt die Ermittlerin in einer Beziehungskrise und kommt dem Täter privat sehr nahe: Sie tankt, kauft ein, hat aber weder Geld noch Handy dabei. Wundersamerweise befindet sich Peter Vinge zeitgleich im Raum und hilft aus. Ein weiterer Zufall führt sie endgültig zusammen, und da wird es unfreiwillig komisch: Als ihre Leibesübungen beginnen, lässt die Tonmeisterin einen Donnerschlag fahren. Ein Klischee, das Mel Brooks schon 1974 in »Frankenstein junior« dem Gelächter preisgab. Zur Steigerung kommt das Mittel für den ultimativen Nervenkitzel zur Anwendung: Einem Kind droht tödliche Gefahr

Man könnte die Geschichte so verstehen, dass Vinge wegen der beruflichen Überlegenheit seiner Frau zum Mörder wurde. Schade um die Möglichkeiten, die sich mit den eigentlich starken Frauenfiguren geboten hätten.

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