Mediathek: »Nona und ihre Töchter«

»Nona und ihre Töchter« (Serie, 2021). © Manuel Moutier

© Manuel Moutier

Eine wirklich wundersame Empfängnis

Beim nicht-repräsentativen Querlesen kann der Eindruck entstehen, dass das französische Serienschaffen in der publizistischen Rezeption immer ein wenig vernachlässigt wird. Dabei importiert Arte regelmäßig exquisite Perlen, ist bisweilen selbst finanziell beteiligt. Eine der dortigen Produktionslinien gilt dem satirischen bis surrealen Humor, aufs beste nachzuweisen in Serien wie »Kindkind«, »Frankreich gegen den Rest der Welt« oder, eher elegant, »Call My Agent«.

Wie dort gibt es in der neunteiligen Serie »Nona und ihre Töchter« bissige Dialoge, die oft genug zwei- bis dreideutig und voller Esprit sind. Ebenso augenzwinkernd wie der skurrile Plot: Die mittlerweile siebzigjährige Élisabeth Perrier (Miou-Miou), genannt Nona, war einst im Alter von siebenundzwanzig Jahren ungeplant schwanger geworden und hatte in einem Rutsch drei Töchter zur Welt gebracht. Und noch immer geht es in der Familie Perrier absonderlich zu, gipfelnd in anderen Umständen. Jetzt sei sie 70, spricht Nona direkt in die Kamera, und wieder schwanger. »Eine einzige Katastrophe.«

Sie hat einen Liebhaber mit Namen – #Surrealismus –: André Breton (Michel Vuillermoz). Der ist zugleich Doktorvater von Nonas Tochter George (Valérie Donzelli), die nichts von der Affäre ihrer Mutter ahnt, mit der sie aber noch unter einem Dach wohnt.

George studiert Biologie, arbeitet aber an einer Geschichtsdissertation und weiß inzwischen gar nicht mehr, warum. Tochter Gaby (Clotilde Hesme) ist Sexualtherapeutin und hat eben ein Buch mit dem Titel »Das Paar: ein stabiles Monster« herausgebracht. Bleibt Manu (Virginie Ledoyen), die brave Hausfrau und Mutter, die in Nonas Augen viel zu spießig lebt. Wir lernen sie kennen, als sie im Zeichenkurs sitzt und verschämt in Richtung des männlichen Aktmodells äugt.

Außer mit André hatte Nona nur eine kurze lesbische Liebelei. Dennoch behauptet Dr. Trüffel (Rüdiger Vogler) nach einem DNA-Test, André sei nicht der Vater. Eine wundersame Empfängnis? Jungfräulich jedenfalls nicht, wie die schockierten Töchter klarstellen.

Nona will abtreiben, Trüffel rät ab. Der Eingriff würde ihren Körper zu sehr belasten. Man beschließt, die ungewöhnliche Schwangerschaft geheimzuhalten. Nona soll sich schonen und nicht Gegenstand der Sensationspresse werden. Natürlich sickert die Nachricht trotzdem durch …

Vorerst bekommt Nona eine männliche Hebamme. Gespielt wird die Figur von Barnaby Metschurat, der auch in seiner Rolle ein Deutscher ist und in der Originalfassung von den Schwestern, deren eine ein Auge auf ihn geworfen hat, mitunter Französischnachhilfe erteilt bekommt.

Obwohl insgesamt, das ist nicht negativ gemeint, dialoglastig, gibt es visuell immer wieder charmante Petitessen. Die Protagonisten durchbrechen die vierte Wand, Rückblicke erscheinen in der Ästhetik eines Super-8-Films, und auch dass die Handlung im Schatten von Sacré-Cœur im Quartier Goutte d'Or angesiedelt ist, gereicht der Serie nicht zum Schaden.

OV-Trailer

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