Joyn/Mediathek: »MaPa«

»MaPa« (Serie, 2020). © rbb/Carolin Weinkopf

»MaPa« (Serie, 2020). © rbb/Carolin Weinkopf

Der lange Abschied

Vor nicht allzu langer Zeit noch galt die Kombination Mann und Kindererziehung an sich als ausreichende Basis heiterer Filme und Sitcoms. Mit »MaPa« hat der erfahrene Serienautor Alexander Lindh eine zeitgemäße, klamaukfreie Variante mit tieftrauriger Grundnote erdacht: Metin Müller (Max Mauff ) war gerade erst Vater geworden, als seine Lebensgefährtin Emma Fux (Lia von Blarer) völlig überraschend verstarb. Metin fällt in eine tiefe Trauer und versucht doch nach Kräften, der kaum der Brust entwachsenen Lene die Mutter zu ersetzen. Die Hilfsangebote seiner eigenen Mutter Claudia (Lina Wendel) weist er brüsk zurück. Was die nicht davon abhält, unangemeldet in Metins Wohnung zu erscheinen und dort auf- und umzuräumen. In solchen Momenten blitzt leise Tragikomik auf, verhalten, taktvoll.

Folge 1 beginnt mit Handybildern vom letzten Urlaub der kleinen Familie. Sechs Monate später begeht Metin seinen 30. Geburtstag. Allein mit dem Töchterchen. Wie immer singt die Mutter ein Geburtstagslied übers Telefon. Draußen schickt ihm ein Obdachloser wüste Beschimpfungen hinterher, der Kinderwagen passt nicht mehr in den Fahrstuhl, ein Frechdachs klaut Lenes Lieblingsspielzeug. Kurzum: Gröber könnte ein Geburtstag kaum geraten.

Metin würde sich am liebsten in seiner Trauer vergraben, verfiele vielleicht sogar in eine klinische Depression, wenn ihn Baby Lene nicht immer wieder fordern würde. Es kommt noch mehr auf ihn zu. Der erste Tag in der Kita steht an, in Folge 5 kehrt Metin in seinen Beruf zurück. Hier erklimmen Alexander Lindh und sein Kollegenteam – die Serie wurde nach Lindhs Konzept in einem »writer's room« entwickelt – die Metaebene: Metin arbeitet im Autorenstab einer TV-Soap. Deren Protagonist hat soeben die Lebensgefährtin verloren und wird abrupt zum alleinerziehenden Vater. Eine etwas aufgesetzt wirkende Volte, aber inhaltlich ergiebig.

Die Ereignisse entfalten sich nonlinear. Emma begegnet dem Publikum in Rückblenden. In einem handelsüblichen Melodram würden diese Sequenzen mit Weichzeichner und High-Key-Optik unterlegt. Nicht so in dieser Serie. Das Zusammenleben des jungen Paares ist nicht frei von Disharmonien und wird anstrengend, sobald das Neugeborene den Alltag bestimmt. Da fallen auch harte Worte. Meistens aus ihrem Mund. Metin sagt: »Ich liebe dich«, Emma erwidert: »Welchen Teil von ›halt's Maul‹ hast du nicht verstanden?« Kurz darauf: »Ich dich auch.«

Das Autorenteam beweist ein feines Gehör für Soziolekte, inklusive versteckter Lebenslügen, eingestreute Miniaturen tragen zum komischen Anteil bei. Schon die Gestaltung des Titels ist ein Clou: Er versteckt sich vor jeder Episode woanders, beispielsweise als Schriftzug auf einem Umzugswagen.

»MaPa« entstand als Koproduktion des RBB mit dem deutschen Streamingdienst Joyn, Letzterer ist mittlerweile ausgestiegen, die eigentlich geplante Fortsetzung ungewiss, aber »nicht ausgeschlossen«.

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