DVD-Tipp: »Aya und die Hexe«

© Leonine Distribution

Auf neuen Wegen

Im Making-of versuchen all die fleißigen Arbeitsbienen des Studio Ghibli in ihren Kreativ­waben und der großzügige Produzent, die Kontinuität zu betonen – zwischen den großen Meisterwerken des Studios und diesem ersten Film nach einer langen kreativen Pause und Neuorientierung. Auf den ersten Blick sticht der neue, glattere Look ins Auge, Aya und die Hexe ist der erste 3D-CGI-Film aus dem Traditionshaus, mit einem Soundtrack, der in forschem Tempo von Hardrock und Punk treibt. 

Es beginnt mit einer rasanten Verfolgungsjagd auf dem Motorrad, an deren Ende die Hexenmama die Windschutzscheibe der Gegner mit ihren rot wehenden Medusenhaaren trübt. Ihr kleines Baby mit dem seltsamen Namen Earwig gibt sie im Waisenhaus ab, wo es (in der deutschen Synchronisation) als Aya zu einer Zehnjährigen heranwächst, die entfernte Verwandtschaftsbeziehungen zu den anderen eigenwilligen Ghibli-Heldinnen verrät (die Vorlage stammt wie bei Hayao Miyazakis »Das wandelnde Schloss« von der britischen Autorin Diana Wynne Jones), dabei aber auch ein bisschen bossy und manipulativ rüberkommt. Nach dieser Vorgeschichte landet Aya dann bald unter Verschluss in einem viktorianischen Spukhaus, wo sie als billige Magd für die finstere Hexenmatrone Bella Yaga und ihren grantigen Hexenmeister Mandrake schuften soll. 

Die zugleich naturalistischen und magischen Außenwelten, für die das Ghibli-Studio berühmt ist, werden hier nur auf der Durchreise gestreift. Als Regisseur verantwortlich ist Goro Miyazaki, der mit seinem letzten Film »Der Mohnblumenberg« das Erbe des berühmten Vaters angetreten hat. In diesem nicht fürs Kino, sondern fürs japanische Fernsehen produzierten Film ist er spürbar noch auf der Suche nach einem neuen Weg in die Zukunft für das seit 2014 ruhende Studio. »Aya und die Hexe« ist kein schlechter Kinderfilm, an Schauplätzen wie der Hexenküche und dem Garagenworkshop blitzt die alte Detailfreude auf, aber der besondere Zauber, die transzendierenden großen Themen und der souveräne Erzählbogen fehlen schmerzlich.

 

VÖ: 24. September 2021

Âya to majo Japan 2020. R: Goro Miyazaki. Sprecher (im Original): Shinobu Terajima, Etsushi Toyokawa, Yûji Ueda. Anbieter: Leonine.

Bestellmöglichkeit (DVD/Blu-ray)

 

 

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