Amazon: »Nine Perfect Strangers«

»Nine Perfect Strangers« (Miniserie, 2021). © Hulu

»Nine Perfect Strangers« (Miniserie, 2021). © Hulu

Zwang zur Entspannung

Ein High-End-Setting, David E. Kelly als hauptverantwortlichen Autor und Nicole Kidman als Hauptdarstellerin – viel mehr braucht es dieser Tage nicht, wenn eine Miniserie als Prestigeproduktion durchgehen soll. Nach »Big Little Lies« und »The Undoing« ist »Nine Perfect Strangers« bereits die dritte Serie in vier Jahren, die es mit diesem Erfolgsrezept versucht.

Kidman spielt dieses Mal die Russin Masha, die geheimnisvolle Betreiberin von »Tranquillum House«, ein idyllisch gelegenes Wellness- und Gesundheits-Retreat. Hierhin kommen Menschen, die dringend auf Besserung oder Heilung hoffen – und dafür einiges zu zahlen bereit sind. Online findet man nichts über die Einrichtung, Telefone und Laptops werden bei Ankunft genauso konfisziert wie Süßigkeiten- oder Alkoholvorräte. Blut wird den Gästen zu Beginn auch gleich abgenommen.

So genau weiß niemand von den Neuankömmlingen, die für das zehntägige Programm einchecken – darunter eine abgetakelte Schriftstellerin (Melissa McCarthy), ein Exfootballer (Bobby Cannavale), ein neureiches Influencerpärchen und ein scheinbar ganz normales Ehepaar samt fast schon erwachsener Tochter –, worauf man sich hier eigentlich einlässt. Oder was genau in den farblich so ansprechenden Obst- und Gemüse-Smoothies steckt, die allmorgendlich und in Großaufnahme zubereitet werden.

Die Gemeinsamkeiten zwischen »Nine Perfect Strangers« und »Big Little Lies« sind mannigfaltig und reichen von der Produzentin Bruna Papandrea über den für die schicken Bilder verantwortlichen Kameramann Yves Bélanger bis hin zum mit eingängigem Pop unterlegten Vorspann. Als Vorlage diente abermals ein Roman der australischen Bestsellerautorin Liane Moriarty. Was diesmal fehlt, ist ein echter Hook. Anders gesagt: die vagen Drohungen, die Masha auf ihrem Handy erreichen, taugen nur bedingt als spannungserzeugendes Mysterium, dessen Auflösung man kaum erwarten kann. Davon abgesehen wirkt das Ganze meistens allzu sehr wie eine etwas zu generische Versuchsanordnung: Wo »Big Little Lies« durchaus als Milieustudie über wohlhabende Mütter in Monterey durchging, treffen hier eben nur wildfremde Menschen mit recht erwartbaren Problemen vor paradiesischer Kulisse (gedreht wurde in Australien) aufeinander.

Die von David E. Kelley und Team geschriebenen Dialoge geraten mitunter eher plump, und dem für alle Episoden verantwortlichen Regisseur Jonathan Levine gelingt es weder, der Serie einen Stempel aufzudrücken, noch eine klare Linie zu finden, was den Einsatz von Rückblenden, Träumen und Halluzinationen angeht. Dass das inzwischen mehrfach bewährte Miniserien-Konzept trotzdem auch dieses Mal zumindest so weit funktioniert, dass man »Nine Perfect Strangers« gern weiterguckt, liegt vor allem am hochkarätigen Ensemble, zu dem neben Kidman und McCarthy (die beide auch als Produzentinnen beteiligt sind) auch Luke Evans, Regina Hall, Michael Shannon und Tiffany Boone gehören.

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