Amazon: »Cruel Summer«

»Cruel Summer« (Serie, 2021). © Freeform

»Cruel Summer« (Serie, 2021). © Freeform

Böse Mädchen

We know what she did last summer... Gleich in den ersten beiden Folgen werden so viele Geheimnisse gestreut und Zweifel gesät, dass man sich fragt, ob das nicht nur ein billiger Trick ist, um schwerwiegende Defizite zu kaschieren. Mit jeder der zehn Folgen klinkt sich »Cruel Summer« in der fiktiven texanischen Kleinstadt Skylin ein, fächert von Juni bis Weihnachten dieselben Tage jeweils in den Jahren 1993, 1994 und 1995 auf, nicht streng chronologisch, sondern immer so, dass ständig neue Bezüge entstehen und Fragen aufsteigen und gleiche Szenen aus anderer Perspektive einen neuen Dreh bekommen.

Es beginnt am Morgen des 21.6.1993, dem Geburtstag von Jeanette Turner (Chiara Aurelia). Sie ist ein Teenager, ein bisschen nerdig, mit langen blonden Dauerwelllocken, Nickelbrille und Zahnspange und wird von ihrer Familie fröhlich und liebevoll gefeiert. Ein Jahr später hat sich mit der Stimmung auch ihr Aussehen verändert, sie wirkt selbstbewusster, aber auch ernster, mit glatten, langen, dunklen Haaren, und der Junge, der im letzten Jahr noch der unerreichbar aus der Ferne angehimmelte Freund der Kleinstadt-Belle Kate Willis (Olivia Holt) war, hat sich von ihrem Vater das Recht erstritten, sie als Erster mit einem Geburtstagskuss wecken zu dürfen. Noch ein Jahr später haben sich dunkle Schatten im Mädchenzimmer und in der dazugehörigen Welt ausgebreitet, Jeanette trägt einen schwarzen Bubikopf und statt fröhlichem Geburtstags-Hurra gibt es nur die barsche Ansage ihres inzwischen alleinstehenden Vaters: »Jeanette, deine Anwältin ist da!« »Es ist ein vertrackter Fall«, sagt die, »aber wir können gewinnen.« Wo ist die Mutter? Was für eine Schuld hat Jeannette auf sich geladen?

Kate verschwindet unter mysteriösen Umständen, taucht Monate später unter dramatischen Umständen wieder auf und muss feststellen, dass ihr Status samt Freund vom einstigen Mauerblümchen Jeanette gekapert wurde. Kate behauptet außerdem, Jeannette habe sie gesehen, ihr aber bewusst nicht geholfen. Was zunächst wie ein billiger Trick anmutet, wird im weiteren Verlauf zum schlüssigen Konstruktionsprinzip. Obwohl die Erzählung rastlos zwischen den Zeiten hin- und herspringt, ermöglicht die klare Codierung von Licht, Atmosphäre und Stil die Orientierung.

Gezielt schürt Serienschöpfer Bert V. Royal (der das Drehbuch zur pfiffig bösen Highschool-Komödie »Easy A« geschrieben hat) das Klima böser Ahnungen und vorschneller Schuldzuweisungen, das man aus Schuldramen kennt. Keiner in der Schule und in der ganzen Kleinstadt hält sich lange mit Fakten und Beweisen auf. Eine kleine Bemerkung reicht, um aus Gerüchten Gewissheiten und einem Verdacht eine Anschuldigung zu machen. Auch in den Familien nisten Lügen und Geheimnisse. Und dann ist da noch Jeanette, die man immer wieder dabei beobachten kann, wie sie Mimik, Gesten und Sätze einstudiert.

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