DVD-Tipp: »König der Murmelspieler«

© Universal Pictures

Vom Erwachsenwerden

Das Leben ist hart, mitten in der Depressionszeit, 1933 in St. Louis. Wie viele andere Helden im Werk von Steven Soderbergh ist auch der zwölfjährige Aaron Kurlander mit einer besonderen Fähigkeit zur Fantasie ausgestattet, mit einem Talent zu spielerischem Betrug und findiger Lüge. Man könnte auch sagen, dass er sich wie Pippi Langstrumpf die Welt so erschafft, wie sie ihm gefällt, oder besser, wie sie zu ertragen ist. Darum ist die bittere Zeit existenzieller Nöte hier in den Goldschimmer der Nostalgie getaucht.

Die Verfilmung des autobiografischen Romans von A. E. Hotchner ist eine Coming-of-Age-Geschichte, in der die Transformation vom Kind zum Jugendlichen, nicht Monate und Jahre braucht, sondern nur knapp zwei Wochen. Aarons Vater sucht verzweifelt Arbeit, seine Mutter ist lungenkrank und muss ins Sanatorium, sein kleiner Bruder wird zur Entlastung zum Onkel auf's Land geschickt. Plötzlich muss sich der Zwölfjährige alleine durchschlagen und vor allem vor Klassenkameraden und deren Eltern, vor Lehrern und den Angestellten des Hotels, in dem sie in der Armenetage notdürftig untergekommen sind, den Schein eines geordneten Kinderlebens erwecken.

Kein Geld, kein Essen und bald kein Dach mehr über dem Kopf, es braucht viel Fantasie und flinke Ausreden, um sich da als Kind durchzulavieren. Warum sind die Eltern für die Lehrer nicht erreichbar? Weil der Vater als Pilot in geheimer Mission für die Regierung tätig ist. Warum können sie nicht zur Schulabschlussfeier kommen? Weil sie als Archäologen auf einer Expedition verschollen sind. Der Anzug für die Feier wird mit Hilfe eines anderen Lebensbetrugskünstlers (Adrien Brody) aus der Kammer mit dem beschlagnahmten Besitz säumiger Hotelgäste beschafft, und wenn auch die letzte der zwanzig trockenen Semmeln verspeist ist, legt Aaron sich aus Magazinen ausgeschnittene Abbildungen von Pizza, Nudeln und Sandwiches auf den Teller.

Im Booklet ordnet Gabriele Jofer den Film ins Gesamtwerk von Soderbergh ein und lenkt den Blick auf viele kleine Details, die man bei oberflächlicher Betrachtung leicht übersehen könnte.

 

 


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