DVD: 10 Klassiker

»Zum Verbrechen verurteilt« (1939)

»Zum Verbrechen verurteilt« (1939)

König der Toreros, 1941

Der Junge weiß, was er will: ein berühmter Matador werden, genau wie sein Vater. Zehn Jahre später hat er es geschafft, doch mit dem Ruhm kommen die Schmarotzer, und auch das Mädchen, das so lange auf ihn wartete, hat als Ehefrau keine Chance gegen die Dame der Gesellschaft, die die Abwechslung liebt, gerade auch bei Männern: Wenn Rita Hayworth in einem fliederfarbenen Kleid nach der Hälfte des Films die Szene betritt, wird das auch ihr Film. Ein Traum in Technicolor: Sechs Jahre nachdem er den ersten abendfüllenden Film im Three-Strip-Technicolor-Verfahren inszenierte, nützt Regisseur Rouben Mamoulian alle Möglichkeiten der Kunst. Auch bemerkenswert: John Carradine als einzig wahrer Freund des Protagonisten, politisch radikal, wenn auch inkonsequent. Extras: ein 45-minütiges Porträt des Hauptdarstellers Tyrone Power. (explosive media; Blu-ray, DVD)

Zum Verbrechen verurteilt, 1939

Gerade hat der junge Boxer den Weltmeistertitel errungen, da muss er als Mordverdächtiger untertauchen. »Make it snappy!«: Vom ersten Augenblick an legt dieser Film das schnelle Tempo vor, das die Warner Bros.-Filme der 30er Jahre auszeichnet – immer in Bewegung auch die Dead End Kids, aus der Großstadt New York zwecks Rehabilitierung aufs Land verpflanzt. Ende und Anfang: Busby Berkeleys letzter Film für Warner Bros. (wo er für die Musicals die sensationellen Choreografien aus geometrisch arrangierten Mädchenkörpern kreiert hatte), Ann Sheridan mit einem kleinen Auftritt kurz vor substanzielleren Rollen, John Garfield (in seinem zweiten Film) noch weitgehend ohne das Zerrissene seiner späteren Rollen. (Interpathé; DVD)

Orlacs Hände, 1924

(K)eine Reise in den Wahnsinn: Kann ein Mensch zum Mörder werden, wenn man ihm nach einem Unfall die Hände eines hingerichteten Mörders transplantiert? Pianist Paul Orlac muss genau dies annehmen und wird langsam in den Wahnsinn getrieben – bevor eine eher schlichte Auflösung ihn rettet. Anders als Robert Wienes Vorläufer »Das Cabinet des Dr. Caligari« mit seiner artifiziellen Kulissenwelt siedelt dieser Stummfilm die Handlung in einer eher realen Umgebung, darunter eine Villa mit Art-Deco-Ausstattung, an: Das macht das expressionistische Spiel der Darsteller  –  unter anderem Conrad Veidt in der Titelrolle – wie ihre verlangsamten Bewegungen noch fremder. (absolut medien; Blu-ray und DVD)

Nur noch 72 Stunden, 1970

Nur 72 Stunden bleiben dem New Yorker Cop Madigan und seinem Partner, einen Flüchtigen zu fassen, der sie überrumpelt und ihre Revolver gestohlen hat. Schnörkellos erzählter Polizeifilm von Don Siegel, der zugleich Raum für die Probleme von Vorgesetzten und Ehefrauen hat und Debatten über Moral miteinbezieht. Eigenmächtig agiert Richard Widmarks Madigan durchaus, aber das ist nichts gegen Clint Eastwood, der nur sieben Monate später in Siegels nächstem Film die Leinwand betrat. »Mit Coogan’s Bluff« wurde der Polizeifilm ein anderer. Extras: deutsche Super-8-Fassung (18 min.), Trailer, Bildergalerie. (koch films; Blu-ray)

Tag der Gesetzlosen, 1959

Es läuft auf ein Duell zwischen dem Viehzüchter und dem Farmer hinaus. Der eine ist ein versierter Schütze, der andere mit dessen einstiger Freundin verheiratet. Über den Ausgang besteht kein Zweifel. Doch dann kippt der Film: Eine siebenköpfige Bande sucht in dem kleinen Ort am Fuß der Berge Unterschlupf vor den sie verfolgenden Soldaten. „No women, no whiskey!“ Aber kann der schwer verletzte Anführer seinen Befehl durchsetzen und seine Männer im Zaum halten, zumal jene zwei, die sich gleich auf die Frauen stürzen? Schneewestern-Kammerspiel-Thriller, punktgenau inszeniert von André de Toth. (explosive media; Blu-ray, DVD)

Küss mich, Dummkopf, 1964

Was man(n) für Erfolg alles tut: Um einem Entertainer und Sänger die eigenen Kompositionen schmackhaft zu machen, ist ein Musiklehrer sogar bereit, ihn für eine Nacht mit seiner Ehefrau zu verkuppeln – solange diese nur durch ein Amüsiermädchen aus der örtlichen Bar ersetzt wird. Einer der bösesten Filme Billy Wilders. Dem Zuschauer bleibt das Lachen im Halse stecken, er fühlt sich ähnlich unwohl wie die Frau aus der Bar, die sich auf dieses unmoralische Angebot zögernd einlässt. Am Ende triumphieren die Frauen, während Dean Martin als Dino (der Kopfschmerzen bekommt, wenn er eine Nacht ohne Frau verbringen muss) Mut zur Selbstparodie zeigt. (Vocomo; Blu-ray)

Shining, 1980

Der Ort der Ruhe wird zum Schauplatz einer Reise in den Wahnsinn: Was der Schriftsteller, der mit Frau und Sohn hier als Verwalter den Winter verbringen will, schließlich zu Papier bringt, ist nur ein einziger Satz. Die Unmengen mit immer demselben Satz beschriebener Manuskriptblätter hat der Zuschauer nach 40 Jahren ebenso wenig vergessen wie die Blutwelle, die auf ihn zuschwappt. Zum Jubiläum liegt Stanley Kubricks Klassiker hierzulande erstmals in der ungekürzten Premierenfassung vor – 23 Minuten mehr subtiler Schrecken. (Warner, 4K Ultra HD/Blu-ray-Kombipack mit den Extras der ursprünglichen Blu-ray)

Das Höllenriff, 1953

Eine Familie griechischer Schwammfischer kämpft gegen die Konkurrenz ums Überleben. Was ein Äquivalent zu den griechischen Fernfahrern in Jules Dassins »Thieves’ Highway« vier Jahre zuvor hätte werden können (Drehbuch ebenfalls von A. I. Bezzerides), kollidiert hier mit den Schauwerten von Cinemascope, die das Studio Twentieth Century Fox seinerzeit in den Vordergrund stellte. So hat der Film von Jack Webb seine schönsten Momente in den Unterwasseraufnahmen, von der Musik Bernard Herrmanns einmal mehr mit ungewöhnlichen Klangfarben unterlegt. Nicht wirklich gute Bildqualität, aber immerhin im korrekten Cinemascopeformat. (aberle media, DVD)

Das Geheimnis der falschen Braut, 1970

Für Liebe hat der Besitzer einer Tabakfabrik auf der Antilleninsel Reunion keine Zeit, seine Braut hat er mittels einer Kontaktanzeige gefunden. Sie ist viel schöner als auf dem Foto, brennt aber dann auch mit seinen 28 Millionen durch. Doch als er sie aufspürt, beginnt die Liebesgeschichte erst. Nach »Die Braut trug schwarz« FranÇois Truffauts zweite Verfilmung einer Vorlage von Cornell Woolrich. Das Melodramatische der Geschichte wird selten explizit ins Bild gerückt, Truffaut setzt im Gegenteil eher auf dokumentarische Elemente, was auch den Star-Film (Belmondo & Deneuve) konterkariert. (explosive media; Blu-ray, DVD)

Ice Cold in Alex, 1958

»Dames and mines: what a party!« – von dieser Mission ist Captain Harrison nicht begeistert: eine kleine Gruppe von Männern und Frauen in einem Krankentransporter auf dem Weg durch die Wüste Nordafrikas. Man schreibt das Jahr 1942, die Engländer ziehen sich vor den vorrückenden Deutschen zurück. Physisches Kino, es geht um die Wüste und die sengende Sonne, die einen schon mal durchdrehen lässt. Und es geht um suspense, um verborgene Landminen, um Treibsand, um einen Spion. Wie Regisseur J. Lee Thompson das inszeniert, das qualifizierte ihn für Hollywood und »Cape Fear«. Dieses Kammerspiel, in England ein Klassiker, ist hierzulande kaum bekannt. Extras: über 80 Minuten sehenswerte Interviews und Dokus. (Studiocanal; Blu-ray, DVD)

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