Serien-Tipp: »The Other Two«

»The Other Two« (Serie, 2019) © Comedy Central

»The Other Two« (Serie, 2019) © Comedy Central

Hohe Gag-Dichte

Mit Mitte 20 in New York allmählich zu realisieren, dass sich die Sache mit den eigenen Träumen schwierig gestaltet, ist hart genug. Drittklassige Aushilfsjobs statt künstlerischem Durchbruch, auf Luftmatratzen schlafen statt in echten Betten – da kann man sich schon als Versager fühlen. Doch wenn dann auch noch der eigene kleine Bruder, der kaum das Teenageralter erreicht hat, plötzlich groß durchstartet und Karriere macht, dürfte eine mittelschwere Lebenskrise angesagt sein.

So ungefähr ergeht es den Geschwistern Cary (Drew Tarver) und Brooke (Heléne Yorke) in der Comedyserie »The Other Two«. Er, schwul und unglücklich in den eigentlich heterosexuellen Mitbewohner verschossen, fasst als Schauspieler so gar nicht Fuß, während sie – früher hoffnungsvolle Tänzerin – gerade mal wieder Single ist und sich etwas ziellos treiben lässt. Quasi über Nacht wird ihr 13-jähriger Bruder Chase (Case Walker) – eine Art Justin Bieber – zur YouTube-Sensation, schlägt samt Muttern (Molly Shannon, famos wie immer) in New York auf und führt ihnen so das eigene Scheitern vor Augen.

Ausgedacht haben sich diese Mischung aus Familienkomödie, Showbiz-Satire und Millennial-Großstadt-Alltag Chris Kelly und Sarah Schneider, die beide aus der legendären Schmiede des »Saturday Night Live«-Writers' Room stammen und »The Other Two« nun mit Unterstützung ihres früheren Bosses Lorne Michaels auf die Beine gestellt haben. Wer die altbewährte Sketchshow kennt, ahnt also, dass Kelly und Schneider humortechnisch eine hohe Gag-Dichte anpeilen, was im Comedybereich zwischen den »komplexen« Serien wie »Fleabag« oder »Ramy« (seit Dezember bei StarzPlay zu streamen und unbedingt sehenswert) und Quasidramen wie »The Marvelous Mrs. Maisel« fast schon eine Seltenheit ist. Erfreulicherweise verfehlen sie ihr Ziel so gut wie nie.

Weniger albern als »Unbreakable Kimmy Schmidt« und warmherziger als »Difficult People« verbindet »The Other Two« eine bemerkenswerte Vielzahl absurder Einfälle mit einer noch größeren Zahl popkultureller Anspielungen. Je besser man sich auskennt, vor allem mit Internetphänomenen wie Ins­ta-Gays oder Schminkvideos von jungen Kids, desto mehr kommt man hier auf seine Kosten. Spaß macht die Serie allerdings auch so, was auch an dem ausgesprochen einnehmenden Tarver und der komödiantisch hochbegabten Yorke in den Hauptrollen liegt. Dass es »The Other Two« obendrein auch noch gelingt, Momente echter Reflexion (etwa in Sachen internalisierter Homophobie) einzubinden und dabei derb und liebenswürdig gleichzeitig zu sein, setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Oder anders ausgedrückt: Etwas Lustigeres gab es in letzter Zeit kaum zu sehen. Die Vor­freude auf die bereits bestellte zweite Staffel ist groß.

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