Buch-Tipp: Die besten TV-Serien. Von »Twin Peaks« bis »House of Cards«

»Akte X« (Serie, 1993-2002)

»Akte X« (Serie, 1993-2002). © 20th Century Fox

Binge Reading – der TV-Guide für Serienjunkies

Wenn es an diesem Kompendium von Höhepunkten des seriellen Fernsehschaffens seit 1989 etwas zu bemäkeln gibt, dann die fast ausschließliche Konzentration auf den angloamerikanischen Raum. So vermisst man beispielsweise »Les Revenants« aus Frankreich oder Dominik Grafs »Im Angesicht des Verbrechens«, wofür man vielleicht auf die eine oder andere Familien-Sitcom hätte verzichten können. 

Trotzdem: Das neue Filmbuch in der bewährten Taschen-Qualität mit kaum schlagbarem Preis-Leistungs-Verhältnis lädt zu einer faszinierenden, höchst anregenden Reise ein. Sie startet bei den »Simpsons« und David Lynchs bahnbrechenden »Twin Peaks«, führt auf 744 Seiten durch 68 Serien, die jeweils auf zehn bis zwölf Seiten dargestellt werden, und endet mit »True Detective«. Neben der opulenten Bebilderung überzeugen auch die meisten Texte diverser Autoren, die sich der Darstellung von Inhalt, Personal und Stilmerkmalen widmen und darüber hinaus oft eine Einordnung in die Entwicklung des Formats TV-Serie vornehmen. Trotz analytischer Haltung klingt dabei immer wieder persönliche Begeisterung durch – was das Lesevergnügen steigert. Am Ende jedes Kapitels vermittelt ein »Glossar«-Beitrag weiteres Metawissen, etwa über einzelne Serienschöpfer wie David Simon (»The Wire«), über Genres und ihre Wandlung, über künstlerische wie ökonomische Hintergründe der Serienproduktion, aber auch zu Handlungs- und Stilmotiven oder Fun-Facts wie »Schuhen«.

Der Leser stolpert daher nicht einfach von einer Lieblingsserie zur nächsten, bei vertiefter Lektüre bekommt er in den Blick, wie sich Serien im Lauf der letzten Jahrzehnte verändert haben, wie die Narration komplexer wurde, der Look filmischer, wie die Charaktere ambivalenter und so manche frühere Tabus gebrochen wurden. Zum Verständnis dieses Wandels trägt auch ein Essay von Jürgen Müller (Herausgeber des Bandes) und Steffen Haubner bei, die ausgehend von einer zunächst rätselhaften Sequenz aus »Breaking Bad« das Geheimnis des Serienbooms zu ergründen versuchen. So ist dieses Buch eine wundervolle Einladung nicht nur zum Schwelgen, sondern auch zum Verstehen.

Jürgen Müller (Hrsg.): Die besten TV-Serien. Taschens Auswahl der letzten 25 Jahre. Taschen, Köln 2015. 744 S., 49,99 €.

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