Lieblings­kinos: Ein Licht in der Nacht

Wir sind wieder da!
Calligari Filmbühne in Wiesbaden. © Barbara Staubach

Calligari Filmbühne in Wiesbaden. © Barbara Staubach

Sie spielen wieder. Ein Grund zum Feiern, auch wenn die Krise noch nicht überstanden ist. Unsere Autoren ­stellen ihre Lieblings­kinos vor: vom prächtigen Premieren-­Palast bis zur sympathischen ­Arthouse-Hütte

Calligari Filmbühne in Wiesbaden

Ein Traum in Licht und Raum

Der Trend bei Kino-Neubauten geht wieder zum Großraum. So schön das ist: Die Theatersäle selbst sind heutzutage meist funktional, vier dunkel gehaltene Wände mit ein paar Lampen darauf. Wer weiß, vielleicht kommen deshalb viele Besucher erst dann, wenn sich die Werbung ihrem Ende zuneigt ... 

Aber Kino, das war einmal mehr: Raum- und Lichtinszenierung, draußen wie drinnen. Schon beim Betreten des Saales sollte das Staunen beginnen. Es haben sich nicht mehr viele ­Kinos aus der zweiten großen Zeit des Kinobaus, den 50er Jahren, erhalten. Die »Caligari Filmbühne« ist eines von ihnen – und eines der schönsten Kinos in Deutschland. 1926 wurde es er­öffnet, aber Mitte der 50er Jahre umgebaut, von Ludwig Goertz, zu einem Traum in Licht und Raum. Die Decke ist wellenförmig, mit kleinen, wie ins Wasser gefallenen Blättern drauf, und endet mit einer großen Woge vor der Leinwand. Die Saalbeleuchtung entspringt goldenen Pflanzenwedeln. ­Eine Mischung aus Fifties, Jugendstil, Organik und ein bisschen Poelzig. 

Das »Caligari« gehört der Stadt Wiesbaden, und es beherbergt das exground- und das goEast-Festival. Jedes gute Kino verändert auch ein bisschen den Film. Im »Caligari« ist der Zuschauer kompromissbereiter. Wenn Sie zum ersten Mal ins »Caligari« gehen: Kommen Sie eine Viertelstunde vor dem Film!   Rudolf Worschech

Lichtburg in Essen

Die Kathedrale der Moderne

Manche Kinoerlebnisse sind unvergesslich. Meist sind es zwar die Filme, die sich ins Gedächtnis brennen . Doch gelegentlich hinterlässt das Kino selbst einen noch größeren Eindruck. Ich gestehe, dass ich nicht mehr weiß, welches der erste Film war, den ich in Essen in der »Lichtburg« gesehen habe. Aber eins ist mir heute noch so gegenwärtig wie damals: der Blick, der sich mir bot, nachdem ich den Mittelgang im Parkett bis zur Bühne gegangen war und mich umdrehte. Dieser Blick zurück in den Saal, hoch zum Rang und zum Balkon hat etwas Überwältigendes, vor allem für jemanden, der in den 1980er und 90er Jahren mit den Schachtelkinos der westdeutschen Innenstädte und später mit den gesichtslosen Multiplex-Sälen kinosozialisiert wurde.

Wer einmal dort vor der Bühne der Lichtburg mit ihren 1250 Plätzen stand, weiß, warum die großen Kinos einst Filmpaläste hießen. Und man erahnt sofort etwas von der Magie, die vollbesetzte Filmvorstellungen in den 1920er und später in den 1950er Jahren gehabt haben. Bei den großen Filmpremieren, die regelmäßig in der Lichtburg stattfinden, wird diese Magie wieder lebendig. So ist es heute auch nicht mehr nur der Saal, der sich auf immer in mein Kinogedächtnis eingeschrieben hat. Nun sind es ebenso Premieren wie die von »Gundermann«, bei der Andreas Dresen und Alexander Scheer nach der Vorführung ein zutiefst berührendes Konzert mit Songs von Gerhard Gundermann gegeben haben. Sascha Westphal

Werkstattkino in München

Permanente Revolution

Es hat einen besonderen Charme, dieses Kino. In einem Hinterhof und im Keller gelegen, wirkt es gemütlich, aber auch ein bisschen unheimlich, vielleicht verrucht. In seiner ganzen Verfahrensweise (Programmzettel, Handkasse, Kasten Bier) ist es allabendlich ein analoges Ein-Mann/Frau-Unternehmen, wenngleich es inzwischen natürlich über eine Homepage verfügt und auch mal (oder öfter) digital vorgeführt wird.

Mittlerweile hat das Münchner »Werkstattkino« 44 Dienstjahre auf dem Buckel und muss niemandem nichts mehr beweisen. Der Ordnungsmacht nicht das Recht auf abweichende Ausdrucksformen und den radikalen Kräften linker und rechter Hand nicht das Recht auf eine andere Meinung; es wurde auch schon länger kein Wachtmeister mehr vorstellig, um eine Kopie aus dem Projektor zu zerren und mit drakonischen Strafen zu drohen.

Ich habe dieses Kino kennengelernt, da herrschte mit feudaler Großgeste Franz Josef Strauß in Bayern, und der kleine Kellerraum in der Fraunhoferstraße mit seinem halben Hundert Sitze leuchtete wie eine Bastion des Widerstands. Kein Konformismusdiktat, kein Konsenszwang, kein Rechtfertigungsdruck beengte je die Programmierung. ­Woraus die erstaunliche Vielfalt des Präsentierten herrührt – die doch eines eint: Wider den Mainstream!

Die Randständigen, die Skandalösen, die Chancenlosen, die Obskuren, die Peinlichen, die Fußnoten der Filmgeschichte, die heimlichen Klassiker und die raren Juwelen ... im Werkstattkino finden sie nicht nur eine Spielstätte, sie haben dort ein Heim.  Alexandra Seitz

Apollo in Hannover // Rex in Bonn

Nachts in den ­Straßen

Erst der Frust, dann die Lust. 1976 lief Martin Scorseses »Taxi Driver« an. In Hannover zeigte ihn das »Apollo«-Kino im Stadtteil Linden. Wer für die Abendvorstellung am Premierentag nicht vorbestellt hatte, musste draußen bleiben. Wie ich. Selten so gelitten. Der Filmgenuss am Tag darauf war umso intensiver. Das »Apollo« entstand 1908 aus dem ehemaligen Tanzsaal Sander. 1973 übernahm ein gewisser Hans-Joachim Flebbe die Programmgestaltung. Der spätere »Cinemaxx«- und »Astor«-Kinokönig zeigte in diesem Jahr aufregende, verstörende, durchrüttelnde Filme, die für mich unvergesslich blieben: zum Beispiel William Friedkins Der ­Exorzist (Mitternachtsvorstellung!) und Marco Ferreris »Das große Fressen«. Das »Apollo« entwickelt auch heute noch perfekt die Magie des Stadtteilkinos. Diese Magie habe ich danach in anderen Städten immer wieder gesucht – und gefunden. 

Mein Bonner Lieblingslichtspieltheater steht in Endenich. Das 1962 eröffnete »Rex« hat sich seinen umfassenden Denkmalschutz verdient. Schon wer das Foyer betritt, wird vom Zauber der 50er Jahre gefangen genommen. Im Kinosaal laufen seit 1981 die besten neuen Filme. Vergangenheit und Gegenwart vereinen sich an diesem Ort auf vollkommene Weise. Dietmar Kanthak

Provinzkino in Enkenbach-Alsenborn

Treffpunkt der Region

In Queidersbach am Rande des Pfälzer Waldes wagten 1980, inspiriert vom Erfolg des Berliner Programmkinos »Filmkunst 66«, unternehmungslustige »Kinobuben« die Wiedereröffnung des traditionsreichen Dorfkinos. Die Filme des »Provinz­kinos«, das eine glückliche Symbiose mit einer Dorfkneipe einging, bedeuteten für mich, in Zeiten des Dreiprogrammfernsehens aufgewachsen, ein kulturelles Erwachen. Kaum war der Führer­schein bestanden, fuhren wir am Wochenende nach Q-bach. Dort machte es ständig »klick«: Wir sahen Filme, die rote Ohren erzeugten (»Casanova« von Fellini), herrlich respektlos waren (»Das Leben des Brian«), verstörten (»Eraserhead«). 1987 zog das »Provinzkino« in ein anderes verwaistes Kino im Landkreis Kaiserslautern um, nach Enkenbach-Alsenborn, Wohnort von Fußballgott Fritz Walter. Im Laufe der Jahre entwickelten die engagierten Betreiber, die sich oft aus Kinobesuchern rekrutierten, ein enorm vielseitiges Programm. Seit Jahren ist das »Provinzkino«, mit Preisen überhäuft, im weiten Umkreis ein Treffpunkt und eine feste Größe im Kulturleben. Durch die Corona-Zwangsschließung geriet es ausgerechnet zum 40- Jährigen in seine tiefste Krise. Spenden und Sicherheitsmaßnahmen zum Trotz trauen sich seit der Wiedereröffnung nur wenige Besucher hin. Mit einer Open-Air-Reihe sollen die schlechten Zahlen etwas aufgefangen werden. Denn die Hinterpfalz ohne »Provinzkino«, das ist wie Paris ohne Eiffelturm: einfach undenkbar. Birgit Roschy

Klick in Berlin

Der Wiedergänger

Eine der erfreulichsten Rückentwicklungen der Berliner Kinoszene ist die Wiederentdeckung der Nachbarschaft. Die Kiez­kinos schlagen dem raschen Verschwinden der Filme ein Schnippchen: Sie führen dort ein entspannteres Leben, sind nicht gleich von der Verdrängung durch neue Titel bedroht.

Die Kinobesitzer arbeiten engagiert daran, ihnen ein treues Publikum zu schaffen. Einige leisten diese Nahversorgung mit einer liebevollen Programmgestaltung, die auch das Repertoire pflegt (etwa im »Bundesplatzkino«), andere lassen die alte, fest­liche Aura mit Samt, Stuck und Kronleuchtern verlockend wieder aufleben (besonders die »Passage« in Neukölln). Da ist die Wahl eines Favoriten schwer. Meine fällt aus mehrfach sentimentalen Gründen auf das »Klick« am Stuttgarter Platz. Es hat eine lange, bewegte Geschichte, die 1911 begann. Meine Erinnerungen aus Studien­zeiten verbinden sich mit der Wiederaufführung von polnischen Klassikern wie »Die Handschrift von Saragossa« und Jerzy Kawalerowicz' »Nachtzug«. Damals gelangte man noch durch eine verrauchte Kneipe zum Kinosaal. 2017 eröffnete das »Klick« wieder, mit frischem Elan und anspruchsvollen Filmen. Danach gab es Probleme mit dem Vermieter, aber totzukriegen ist es nicht. Seit Anfang Juli hat es erneut seine ­Türen geöffnet. Ein Kino, das am ersten Tag »Die Müßiggänger« zeigt und so den 100. ­Geburtstag von Alberto Sordi feiert, muss man einfach lieben. Gerhard Midding

Arsenal in Tübingen

Echt mit Odorama

Es klingt banal, ist aber trotzdem nicht von der Hand zu weisen: Filme werden erst im Kino zu Kino. So hatte ich zwar schon vorher Filme gesehen, aber was Kino ist, das habe ich erst als Jugendliche im Tübinger »Arsenal« entdeckt. Der Großteil der Programmkino-Standards der späten 70er und frühen 80er ist für mich unlösbar mit diesem einen kleinen Raum verbunden. Da gab es die gängigen Popmusikfilme der Zeit wie »Concert for Bangladesh« und »Cream live«, aber auch Sehgewohnheiten schwer herausfordernder Stoff wie »Koyaanisqatsi« und John Waters' »Polyester«, echt nur mit Odorama-Scratch-Karte. Und natürlich die »Rocky Horror Picture Show«, später Jean-Jacques Beineix' »Diva«, die über Jahre hinweg Fixpunkte im Programm bildeten. An den Wänden im Saal, ich habe es noch genau vor Augen, fesselten zwei Filmplakate immer wieder meine Aufmerksamkeit: die lachenden Frauen aus Alain Tanners »Messidor« und der Titel von »Jonas, der im Jahr 2000 25 Jahre alt sein wird«, ebenfalls ein Tanner-Film. Wie weit weg das Jahr 2000 damals schien!

Das 1974 eröffnete 100-Plätze-Kino war nie ein »Palast«, sondern rockte immer schon den Charme des gut Eingesessenen. Dass das Foyer eine Kneipe ist, erleichterte das Alleinegehen – man fiel unter den sich mischenden Kino- und Kneipengängern nie auf. Es machte zugleich auch das Verabreden einfacher: Man musste nicht lange über das »Danach wohin?« diskutieren, sondern konnte nahtlos das Filmgespräch fortsetzen. Heute müssen die Betreiber gegen die Kündigung der Räumlichkeiten kämpfen. Hoffentlich haben sie Erfolg. Barbara Schweizerhof

Broadway in Trier

Ein Kind der Neunziger

Das »Broadway« ist ein etabliertes Arthouse-Kino in der Nähe der Porta Nigra. Gelegen im Zentrum auf der Paulinstraße 18. Am 17. März 1994 eröffnet, wird das »Broadway« heute schon mehr als 25 Jahre von Dirk Ziesenhenne betrieben. Fürs Kino waren es damals noch goldene Zeiten, möchte man denken. Es liefen Produktionen wie »Forrest Gump«, »Pulp Fiction« oder »König der Löwen«. Filme, die sich auf je eigene Weise gehalten haben, Publikumsfavoriten. Keine Corona-Krise und keine Streaming-Dienste.

Das »Broadway« hat fünf Säle. Filme laufen dort auch mal im Original, explizit ohne deutsche Untertitel. Eine Besonderheit, die es in anderen Kinos der Region nicht gibt. Für ausgesuchte Anlässe lässt sich ein Saal mieten. So zum Beispiel bei KGB (Kunst gegen Bares). Ein solcher Ort ist wichtig, weil Trier kulturell als etwas verschlafen und provinziell gilt. 

Mir persönlich ist ein Freitagabend besonders in Erinnerung geblieben. Es lief der österreichische Arthouse-Horrorfilm »Ich seh, Ich seh« – und ich war der Einzige im Kino, trotz einer Empfehlung der Sendung »Kulturzeit«. Eigentlich ist ja das Kino als Zusammen­treffen mit anderen Menschen gedacht. Nicht bei dieser Vorführung. Das wird eine meiner nachdrücklichen Kinoerinnerungen bleiben. Jakob Lobes

Harmonie in Frankfurt

Der Mugwump war da

Das Programmkino in Frankfurt-Sachsenhausen: unzählige Erlebnisse. Darunter auch ein beklemmendes. Ein Bekannter und ich schauten »Lebendig begraben«; der lief vor einer Ewigkeit in einer Roger-Corman-Reihe. Irgendwann erwachte der Held, Ray Milland, trotz akribischer Vorkehrungen gegen genau diesen Fall, in seinem eigenen Grabmal – über ihm der Sargdeckel. Ein unerwarteter Tiefschlag. Ich hatte eine Panikattacke. Konnte kein Wort darüber verlieren. Es geht, so viel weiß ich heute, um die Angst, vom Mutterleib verschlungen zu werden. Das macht es nicht besser.

Es gab auch Erlebnisse mit mehr Harmonie. Das erste Mal hörte ich von diesem Kino im Kunstunterricht. Das war kurz nachdem die Strandfilm GmbH 1977 das heruntergekommene Pornokino übernommen hatte. Der Mitschüler erzählt mit leuchtenden Augen von »Peeping Tom«. Von da an war ich Stammgast. Der Balkon wurde mein zweites Wohnzimmer. Bei einer meiner ersten Pressevorführungen sah ich die Wiederaufführung von Eric Rohmers »Im Zeichen des Löwen«. Und zwar ganz allein mit der pensionierten F.A.Z.-Redakteurin Brigitte Jeremias. Als ich sie etwas fragte, erklärte sie: »Junger Mann, schauen Sie in Ihr Filmlexikon.«

Unvergessene Filmerfahrungen: »Le dernier combat«, das Debüt von Luc Besson; »Ein Z und zwei Nullen«, die Greenaway-Zeit. Allerdings lief hier auch der schlechteste Film aller Zeiten, Julien Temples Musical »Absolut Beginners«. Übel fand ich auch den Stinkbombenanschlag der RAF- Sympathisanten, die Fassbinders Terror-Parodie »Die dritte Generation« boykottierten. Jahrelang roch es nach Buttersäure.

Das Kino wurde immer mal renoviert; kürzlich wurde es unter der Leitung der »Arthouse Kinos Frankfurt« umgebaut und einer regelrechten Frischzellenkur unterzogen, mit neuem Bistro-Bereich. Früher hing eine Zeit lang ein Mugwump an der Decke, eine halluzinierte Figur aus David Cronenbergs »Naked Lunch«. Nicht vergessen darf man das Fantasy Filmfest, das eine Weile in der Harmonie gastierte. Da lief etwa der unvergessene Mockbuster »Carnosaur«. Roger Corman, wer sonst, nutzte die Publizität um »Jurassic Park« aus und brachte den Trash-Saurier-Film vier Wochen vor dem Start von Spielbergs Blockbusters ins Kino. Panik hatte ich diesmal nicht.  Manfred Riepe

Abaton in Hamburg

Zauber einer Filmstadt

Liebe auf den ersten Blick – bloß ein Klischee? Es gibt sie wirklich, zumindest für mich: als Faszination, die von ­einem Ort ausgeht, seiner Atmosphäre, den Menschen, die ihn bevölkern oder noch Jahre nach ihrem Besuch weiter strahlen. Es war im April 1994, als diese meine erste Hamburger Liebe entflammte. Als junge Studentin aus einer rheinischen Kleinstadt nach Hamburg gekommen, erfasste sie mich gleich nach der Ankunft am Allende-Platz im Uni-Viertel, vor einem Café. Im Hintergrund ein Kino, der Schriftzug, die Schaukästen, sie schienen aus einer anderen Zeit und verströmten einen Zauber, den sie nie wieder verloren haben: das »Abaton«, 1970 als eines der ersten Programmkinos in Deutschland eröffnet, immer mit dem Anspruch, sich vom Mainstream abzuheben, zum politischen Diskurs beizutragen, mit der Auswahl der Filme, mit Filmgesprächen, Premieren, als Festivalkino des Filmfests Hamburg. Knapp 30 Jahre prägte Matthias Elwardt das Programm, seit gut einem Jahr ist Geschäftsführer Felix Grassmann, Sohn des Gründers, dafür verantwortlich. 

Ich traute mich wenige Tage später in das Kino, voller Erwartung stieg ich die Stufen hoch, schritt auf dem weichen Teppich den langen Flur entlang, an den Wänden Fotos von Stars im »Abaton«: Rainer Werner Fassbinder, Pedro Almodóvar, Vanessa Redgrave, Tom Tykwer. Sherry Hormanns »Frauen sind was Wunderbares« schaute ich mir damals an. Nicht gerade ein cineastisches Highlight, aber ein Hamburg-Film mit reichlich Lokalkolorit. Ich war in einer Filmstadt angekommen und bin geblieben. Die Liebe zum »Abaton« ist es auch. Britta Schmeis

Filmtheater Sendlinger Tor in München

Hier wird gemalt

Schon von weitem strahlt das Kino, denn über seinem Eingang prangen die von Hand gemalten Filmplakate von René Birkner, einem der letzten Künstler seiner Zunft. Bevor der Besucher durch die historische Fassade eintritt, löst er im winzigen Kassen­häuschen sein Ticket. Drinnen empfängt ihn ein denkmalgeschütztes plüschiges Foyer, geziert von goldschimmerndem Messing­geländer und ausgestattet mit roten Sitzen. Der ­Balkon eröffnet die beste Sicht auf die Leinwand; ein ­vierstimmiger Gong ertönt, bevor der rote Samt­vorhang sich öffnet. Lange bevor der Film startet, ist man eingetaucht in eine Kino­magie, die selten so konsequent zelebriert wird. Dieses Kino ist ein Solitär in München. Zurückblickend auf eine über 100-jährige Geschichte ist es mit 400 Plätzen das größte Einzeltheater der Stadt und wird in zweiter und dritter Generation von Vater und Sohn Preßmar geleitet, die gemeinsam das Programm gestalten, regelmäßig ausgezeichnet mit dem Kinoprogrammpreis. Gehobener Mainstream, Komödien und gefälliger Arthouse bedienen ein Publikums­segment, das dem Haus schon lange die Treue hält und ihm über die eine oder andere Kinokrise hinweg half. Immer wieder – so zuletzt Anfang dieses Jahres – ist es von Schließung bedroht, da die Immobilie im Herzen der Stadt Begehrlichkeiten weckt. Aber auch für dieses Mal scheint das Aus abgewendet. So freuen wir uns auf den neuen Bond-Film im »Filmtheater Sendlinger Tor« – und sind auf die Plakatgestaltung gespannt. Katrin Hoffmann

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