Disney+: »Call My Agent Berlin«
© The Walt Disney Company
Als 2015 die erste Staffel der französischen Serie »Call My Agent!« erschien, wurde diese auf einen Schlag ein Riesenerfolg bei Publikum und Kritik. Eine fünfte Staffel und ein Spielfilm sind inzwischen angekündigt. Selbstironisch und ein wenig zynisch porträtiert die Serie eine Schauspielagentur, in der sich alle gegenseitig zerfleischen. Der Clou: Die tatsächlichen Schauspielstars spielen sich selbst. Nun veröffentlicht Disney+ in der Regie von Boris Kunz, Laura Lackmann und Johann Buchholz ein deutsches Pendant – ebenfalls mit erstklassigen Schauspielerinnen und Schauspielern, die sich nicht zu schade sind, sich so mancher Lächerlichkeit preiszugeben, dazu ein Hauptcast mit prominenten Besetzungen und vielversprechenden Newcomern.
Der Plot, Headautoren sind Johann Buchholz und Timon Karl Kaleyta, ist ähnlich dem des französischen Vorbildes: Der Gründer der renommierten Schauspielagentur Stern stirbt überraschend. Schnell geht das Gerangel um seine Nachfolge los und ebenso schnell wird klar: Richard Stern (Sven Eric Bechtolf) war nicht nur ein ausgemachter Schürzenjäger, sondern hat die Agentur in einem desaströsen finanziellen Zustand hinterlassen. Konkurrenten um die Leitung sind der manipulative Gabor (Lucas Gregorowicz) und die völlig skrupellose Sascha (Karin Hanczewski). »Jetzt kommen die Geier«, kommentiert die dienstälteste, glamouröse Agentin Hellen (Gabrielle Scharnitzky) das Geschehen trocken. Denn nun geht es nicht nur um den internen Konkurrenzkampf, sondern auch darum, die Agentur mit erstklassigen Deals zu retten. Und schon tauchen die realen Stars auf: Moritz Bleibtreu, der zu alt ist und erst mal zum Schönheitschirurgen muss, Jürgen Vogel, der nix von seinem Imagewechsel hält und endlich mal wieder eine Komödie drehen will, Veronica Ferres, die sich auf einer Stand-up-Comedian-Bühne blamiert, um nur einige zu nennen. All diese Stars sind herrlich überspannt – und brauchen vor allem viel Zuspruch. Dazu zählt auch Heike Makatsch, die sich immer neu glaubt zu verlieben und sich von dem sanften Konstantin (Michael Klammer), dem vierten in der Leitungsriege, trösten lassen will.
Zu den beruflichen Konflikten kommen die privaten: Gabor ringt ohnehin schon um seine Ehe, als er erfährt, dass er eine erwachsene Tochter aus einer Affäre »damals in Cannes« hat. Die taucht als neue Assistentin Sophie (Dana Herfurth) auf. Sascha lässt sich berechnend mit der Steuerprüferin ein, Konstantin verliebt sich in Charlene (Taynara Silva-Wolf), die junge Rezeptionistin mit Schauspielambitionen. Außerdem sind da noch Luis (Benny O. Arthur), der einzige Vertraute Sophies, mit dem jedoch ebenfalls ein Konkurrenzkampf entflammt, und Gabors etwas biedere und doch durchtriebene Assistentin Janina (Janina Elkin).
Es ist ein Spiel der Eitelkeiten mit vielen Reminiszenzen an die Großen des Kinos. Mit ikonischen Bildern (Ngo The Chau, Jieun Yi) und einer absurden Filmszene der jeweiligen Stars einer Folge starten die zehn Episoden. Manches ist absehbar und doch macht es Spaß, den perfiden Machenschaften zu folgen, die vielen Bilder zu decodieren. Wie so oft hängt die Serie im letzten Drittel etwas und hält doch alles bereit für eine Fortsetzung.
Trailer
Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns