DVD-Tipp: Joseph Losey

»Der Diener« (1963). © Arthaus

© Arthaus

Eindringlinge

Er sei »sozusagen ein professioneller Gast«, erklärt der Besucher, der eines Tages auf der Mittelmeerinsel auftaucht, wo eine kranke reiche Frau ihre Memoiren diktiert. Ein »Engel des Todes« sei dieser Mann, verrät ihr später einer ihrer Vertrauten. Das Psychoduell zweier überlebensgroßer Figuren, verkörpert von zwei ebensolchen Schauspielern, Elizabeth Taylor und Richard Burton, bei denen – zumindest damals – wohl jeder Zuschauer auch an ihre wechselhafte private Beziehung denken musste, vollzieht sich in manchen Wendungen, hinterlässt am Ende aber eher einen faden Beigeschmack, gerade in der Schrillheit der Taylor.

Man sollte den 1968 entstandenen »Brandung« tunlichst nicht nach dem fünf Jahre zuvor gedrehten »Der Diener« sehen, inszeniert vom selben Regisseur. Hier funktioniert das Kammerspiel zwischen zwei Figuren blendend, zwischen dem gelangweilt-trägen jungen Mann aus begütertem Haus und seinem neu angestellten Diener, der mehr und mehr zum Herren wird. Der damals noch kaum bekannte James Fox begibt sich in die Abhängigkeit des maliziösen Dirk Bogardes, unterstrichen von einer Rauminszenierung, die mit Verdopplungen und Spiegelungen arbeitet. Für den vor McCarthy aus den USA geflüchteten Joseph Losey war dieser Film der Durchbruch, eine Sezierung des britischen Klassensystems, die er später noch in zwei weiteren Kollaborationen mit dem Dramatiker Harold Pinter vertiefen sollte. 

Als »eine Persönlichkeit, die einen festen Platz in der Historie hat, aber aus dem Blickfeld verschwunden ist« wurde Joseph Losey hier anlässlich einer Retrospektive 2017 beschrieben. Mit der 4K-Restaurierung von »Der Diener« liegt jetzt einer seiner besten Filme in einer ansprechenden Ausgabe vor. Während »Brandung« kein Bonusmaterial enthält, finden sich hier auf der DVD zwei Featurettes (zusammen 53 Minuten), die Blu-ray-Ausgabe hat auf einer Bonus-Scheibe weitere 195 Minuten Extras, neue, wie ein langes Interview mit James Fox, oder zeitgenössische wie Interviews mit Losey und Pinter. Beide Ausgaben enthalten ein Booklet mit einem informativen Text des Kritikers Peter Brad­shaw.

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