Streaming-/DVD-Tipp: »Wir können nicht anders«

© Netflix

Krimikomödie

»Mit jemandem mit so einer Matte schlafe ich nur, wenn ich Ärger mit der Polizei habe«, ist der erste Satz, mit dem Edda in einer Kneipe den jungen Amerikanistikprofessor Sam anmacht. Auf den Mund gefallen ist sie jedenfalls nicht, aber das soll auch darüber hinwegtäuschen, dass sie nach fünf Jahren in Berlin ihr Studium immer noch nicht beendet hat und sich deshalb so lange bei ihren Eltern in der ostdeutschen Provinz nicht hat blicken lassen. Nun aber feiert ihr Vater einen runden Geburtstag, zu dem sie am nächsten Morgen gleich noch Sam mitschleppt. Eine Reise in die Provinz als Horrortrip: Kurz vor ihrer Ankunft begegnet sie im Wald vier Männern, die Anstalten machen, einen fünften hinzurichten. Ihr Anführer (der mit dem Finger am Abzug) ist Herrmann, jener Unternehmer, der im Ort das Sagen hat und seine Vorstellungen gern mit Gewalt durchsetzt, deren Ausübung er nicht immer seinen Handlangern überlässt. Nicht weiter verwunderlich, dass selbst sein eigener Vater (Peter Kurth in zwei grandiosen Kurzauftritten) das Gewehr in der Hand behält, wenn er ihm gegenübertritt. 

Doch Herrmann ist nicht der einzige problematische Mann im Ort, wo vier Männer auf eine Frau kommen und man es Frauen wie Edda übelnimmt, wenn sie fortgehen. Da hat sich etwas aufgestaut, bei allen komischen Momenten fängt der Film von Detlev Buck das Bedrückende ein, das sich jetzt ein Ventil sucht und handgreiflich Luft macht. Es gibt Tote, am Ende läuft sogar der Weihnachtsmann Amok. 

Ein deutsches B-Movie, schnell konzipiert und gedreht, weil sonst Fördergelder verfallen wären, wie Detlev Buck selbst sagt, dabei erheblich düsterer ausgefallen als die frühen Provinzkomödien des Filmemachers (der als Eddas Vater auch wieder selbst vor die Kamera tritt). Bei seiner Premiere auf Netflix im vergangenen Dezember eher wenig beachtet, liegt diese grimmige Provinzgeschichte jetzt als physische Veröffentlichung vor. Man darf gespannt sein, ob das koproduzierende ZDF diesen Film zur Hauptsendezeit im Vorweihnachtsprogramm ausstrahlen wird.

 


VÖ: 10. September 2021 (digital seit 4.12.20 bei Netflix)

Bestellmöglichkeit (DVD/Blu-ray)
Stream (Netflix)

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