Newsletter 20.08.2020
Mobbing in der Pharmafirma
Mišel Matičević und Sandra Hüller im Psychodrama »Exil«
"Kommen Sie aus Kroatien? Ah, aus dem Kosovo! Interessant." Was soll das genau heißen? Für Xhafer, der einen angesehenen Job als Pharmaingenieur hat, mit einer deutschen Frau verheiratet ist und eigentlich das perfekte Beispiel „gelungener Integration“ sein müsste, sind solche Sätze nicht leicht zu entschlüssen. Eindeutig scheint indes die Botschaft, die er eines Tages auf dem Weg von der Arbeit vor dem gepflegten Reihenhaus vorfindet: Da hängt eine tote Ratte überm Zaun. »Exil«, der dritte Spielfilm von Visar Morina, der selbst aus dem Kosovo stammt, erzählt von Fremdheit und Überanpassung, von positiver Diskriminierung und offenem Vorurteil. Allerdings nicht in einer sozialrealistischen Form, sondern als stilistisch raffiniertes, darstellerisch herausragendes Drama mit einem nicht wirklich angenehmen Protagonisten, der selbst zu Projektionen und Hintergedanken neigt. Interessant.