Nachruf: Walter Mirisch

8. 11. 1921 – 24. 2. 2023
Walter Mirisch

Walter Mirisch

Ein Vertrauenskünstler

Man muss lange suchen, um ein Foto zu finden, auf dem er nicht lächelt. Einem Produzenten müssten eigentlich Sorgen ins Gesicht geschrieben stehen. Aber Walter Mirisch strahlte Optimismus aus. Er glaubte an das, was er machte. 

Gut anderthalb Jahrzehnte lang war sein Name ein Gütezeichen. Er tauchte in den Vorspannen von »Manche mögen's heiß«, »West Side Story«, »Das Apartment«, »Der rosarote Panther« und anderen Kassenschlagern auf, die Oscars sammelten. Die Mirisch Corporation bzw. Mirisch Company, die er mit seinen älteren Brüdern Harold und Marvin gründete, war federführend unter den unabhängigen Produktionsfirmen, die in die Lücke stießen, welche nach der Auflösung von Hollywoods Studiosystem klaffte. Walter verfügte über die längere Erfahrung im Filmgeschäft. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann er bei Monogram, wo Dschungelfilme sowie andere B-Ware entstand, und avancierte zum künstlerischen Leiter. Sobald die Firma sich in Allied Artists umbenannte, trat schlagartig ein neuer Ehrgeiz auf den Plan: »Die Dämonischen« war die erste Version von »Invasion der Körperfresser«, und mit »Ariane – Liebe am Nachmittag« begann eine lange Zusammenarbeit mit Billy Wilder. Der musste dem Produzenten nur den Filmtitel, die Handlung und Besetzung nennen, um grünes Licht zu bekommen. 

Die Firma stand in den 1960ern für eine Zwischenmoderne. Man muss nur einmal »Die glorreichen Sieben« mit den (allerdings exzellenten) Spätwestern vergleichen, die Walter davor mit John Ford, Anthony Mann und Jacques Tourneur produzierte, um diesen Paradigmenwechsel zu ermessen. Ein frischer Wind wehte durch altgediente Genres; eine aufgeklärte Coolness brach sich Bahn (nicht nur, wenn Steve McQueen mitspielte). Die Mirisch-Brüder schufen Freiräume für thematische und stilistische Innovationen, die etwa Norman Jewison in »In der Hitze der Nacht« und »Thomas Crown ist nicht zu fassen« beherzt nutzte. Den Anschluss zum New Hollywood fanden die Brüder nicht. Ihre Produktionen wirkten nun konservativer. Aber Walters Ansehen blieb hoch. Elmore Leonard widmete ihm »Schnappt Shorty«: »One of the good guys.«

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