E-Mail an... Annika Pinske

Kurz gefragt, schnell geantwortet. Prominente über ­ihre Vorlieben und Filmerfahrungen
Annika Pinske

Annika Pinske

Annika Pinske 40, Regisseurin und Drehbuchautorin, arbeitete als Assistentin von Maren Ade und hat viel beachtete Kurzfilme (»Spielt keine Rolle«, »Homework«) gedreht. Ihr Spielfilmdebüt »Alle reden übers Wetter« lief auf der Berlinale und startet jetzt im Kino 

Der erste Film, den Sie im Kino gesehen haben?

»E.T.«, 1988 im Lichtspieltheater der Jugend in Frankfurt/Oder mit meiner Mama. Ich kann mich sehr gut daran erinnern, weil ich es so gruselig fand am Anfang: der Wald, die klappernden Schlüssel, das Ungewisse. Ich wollte raus. Am Ende war ich total aufgekratzt und wollte sofort wieder rein.

Welchen Film schauen Sie immer wieder?

»Forty Shades of Blue« von Ira Sachs. Eine Dreiecksgeschichte über einen erfolg­reichen 60-jährigen Musikproduzenten aus Mem­phis, seine sehr junge Frau, eine russische Immigrantin, und seinen erwachsenen Sohn aus erster Ehe. Er ist einer meiner Lieblingsfilme, weil Sachs völlig urteilsfrei auf dieses ungewöhnliche Gefüge schaut und ganz ohne Klischees seine Charaktere zeigt, ihre Sehnsüchte und Abhängigkeiten. 

Welche Fernsehserie verfolgen sie gerade?

Ich habe angefangen, »Atlanta« von Donald Glover zu gucken, und liebe alles daran. Es ist eine ironische Gesellschaftskritik; der Blick ist gnadenlos und die Serie wahrscheinlich die relevanteste unserer Zeit.

Welcher Film hat Sie zuletzt beeindruckt?

Ich habe auf Mubi vor einigen Jahren einen lateinamerikanischen Film gesehen über eine Nanny, den würde ich so gern wieder sehen, aber ich kann ihn nicht mehr finden. »La Niñera« erzählt vom Alltag einer Haushälterin, die ihr Leben komplett dieser einen Familie widmet. Da sie nun schon etwas älter ist, stellt die Familie eine zweite Hilfe ein. Die Nanny wird eifersüchtig und hat Angst um ihre Stellung im Familiengefüge; sie versucht, die andere Frau mit sehr unmoralischen Mitteln loszuwerden. Mich hat der Film so beeindruckt, weil die Protagonistin sehr ungewöhnlich war und  es wenige Filme mit derart ambivalenten Frauenfiguren gibt, vor allem in diesem Alter.

Ein Film, auf den Sie sich freuen? 

Den nächsten von Maren Ade.

Ihr/e Lieblingsschauspieler/Schauspielerin?

Timothée Chalamet. Wie er in »Call Me By Your Name« das Gefühl des Verliebtseins im wahrsten Sinne des Wortes »verkörpert« – das war eine Performance, die mich seit langem so richtig beeindruckt hat. Ich mag es, wenn Schauspieler*innen physisch und intuitiv spielen und nicht auf Perfektion aus sind.

Wer oder was ist unterschätzt?

Frauen. Frauen vor und hinter der Kamera, als Regisseurinnen, als Produzentinnen, als DOP. Das Spielalter von Schauspielerinnen zwischen 40 und 60 ...

Ein Lieblingsfilm, der ein bisschen peinlich ist?

Ich war letztens mit meinem Sohn in Disneys »Encanto und habe Rotz und Wasser geheult am Ende, obwohl ich gleich wusste, worauf das hinausläuft. Ich würde nicht sagen, dass es ein Lieblingsfilm ist, aber peinlich war es allemal.

Was sammeln Sie?

Erinnerungsstücke. Eintrittskarten, Notizen, Champagnerkorken, Selbstgebasteltes.

Ihr Lebensmotto? Oder Lieblingszitat?

Erst mal für immer.

Der beste Platz im Kino?

Vorn, wenn die Leinwand einen richtig erschlägt. Wenn ich Untertitel lesen muss, dann lieber die Mitte, und manchmal ist es auch schön, ganz hinten zu knutschen.

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