Interview mit Tom Hiddleston zu »Crimson Peak«

»Crimson Peak« (2015)

»Crimson Peak« (2015)

Mr. Hiddleston, diese Rolle haben Sie sehr kurzfristig angenommen…

Das stimmt. Am Mittwoch schickte Guillermo del Toro mir das Drehbuch, dann tauschten wir am Donnerstag eMails aus und Freitag früh traf ich ihn zum Frühstück am Drehort in Toronto. Freitagnachmittag zeigte er mir das Set und ich hatte eine Kostümprobe. Danach flog ich zurück nach London und arbeitete an meiner Rolle.

…ursprünglich sollte Michael Fassbender die Rolle des Thomas Sharpe spielen. Gab es Änderungen am Drehbuch, nachdem Sie sie übernommen hatten?

Ja, denn Guillermo wollte die Rolle dem anpassen, was er als meine Stärken ansah. Was genau die sind, müssten Sie ihn allerdings schon selber fragen. Die Figur hat jetzt eine Entwicklung, sie ist jetzt offener, Thomas startet als ein mysteriöser Mann, dahinter wird eine Dunkelheit, werden Schuld und Schande sichtbar, aber auch eine Verletzlichkeit, aus der heraus er schließlich neuen Mut entwickelt. Allerdings hatte mich schon die Lektüre des Drehbuchs fasziniert, es war sehr kraftvoll zu lesen, sehr gut strukturiert. Guillermo sagte zu mir gleich zu Beginn unseres Gespräches, er wolle eine gothic romance für Erwachsene machen, er sieht den Film als eine Zwillingsschwester von »Pans Labyrinth«, als einen englischsprachigen Film, der mehr mit seinen spanischen Filmen zu tun hat als mit seinen bisherigen englischsprachigen.

Wie haben Sie Guillermo del Toro am Set erlebt?

Sehr warmherzig und leidenschaftlich.

Inwieweit sehen Sie Ihre Figur als Täter und inwiefern auch als Opfer der Intrigen seiner Schwester?

Als Kind war er das bestimmt, die Wahrheit wurde damals vor ihm verborgen gehalten. Für mich ist der kraftvollste Moment im Film der, wo er sich mit den Worten "Genug ist genug!" gegen die Wünsche seine Schwester wendet und seine eigenen Entscheidungen trifft. Das ist zugleich der Moment seiner größten Tragik.

Hat Ihnen Guillermo del Toro bestimmte Filme zur Vorbereitung empfohlen oder gezeigt?

Nicht nur Filme, sondern auch Romane: »Jane Eyre«, »Northanger Abbey« und Edgar Allen Poes »The Fall of the House of Usher«. Aber auch zwei Romane, die ich bisher noch nicht kannte, Ann Radcliffes »The Mysteries of Udolpho« und Horace Walpoles »The Castle of Otranto«. In beiden gibt es junge Protagonistinnen, die sich zu einem mysteriös-charismatischen Mann hingezogen fühlen.

»Crimson Peak« handelt von Ängsten und dürfte den Zuschauer an eigene Ängste erinnern. War das bei Ihnen am Set oder bei der Lektüre des Drehbuches ebenfalls so?

Durchaus – als Kind hatte ich immer die Angst verloren zu gehen. Als ich 6 oder 7 Jahre alt war, wurde ich einmal bei einem Waldspaziergang von meiner Familie getrennt und konnte meinen Weg zurück nicht finden – ich kam mir vor wie Mole in »Wind in the Willows«. Ich glaube, die meisten Kinderängste haben mit der Angst vor dem Unbekannten zu tun.

Und im Kino?

Das war »Das Waisenhaus«, den Guillermo del Toro produziert hat. Das hat auch mit damit zu tun, dass es Kinder im Film gibt. Kinder spüren die Gefahr eher als die Erwachsenen, das war schon bei Kubricks »The Shining« so.

»Crimson Peak« handelt auch von der Macht der Vorstellungskraft…

Ich denke, wir brauchen das Unbekannte, trotz aller wissenschaftlichen Erkenntnisse. Vielleicht weiß ich, dass Geister nicht real sind, aber ich glaube an sie. Unsere Vorstellungskraft hat sie erschaffen, möglicherweise, damit wir verstehen, wie die Vergangenheit uns heimsucht  ein Symbol für unverarbeiteten Schmerz.

Sie sind neben dem Film auch auf der Bühne zuhause…

Das Entscheidende ist die Beziehung zwischen Schauspieler und Publikum. Deshalb habe ich diesen Beruf gewählt. Es geht um Kommunikation, darum, eine Beziehung zum Publikum herzustellen. Theater ist insofern einzigartig weil das live in einem Raum stattfindet, beim Film liegt ein zeitlicher Abstand dazwischen.

Wie überrascht waren Sie von der Popularität, die Ihre Figur Loki entwickelte?

Es gibt nichts, was mich fortwährend mehr überrascht, das ist eine außergewöhnliche Erfahrung. Es kommt nicht so oft vor, dass ein Schauspieler eine Figur verkörpert, die die Vorstellungskraft des Publikums dermaßen anregt. Ich versuchte, meiner Neugier zu folgen und nicht zu viel darüber nachzudenken.

Können Sie beeinflussen, wie die Figur in künftigen Marvel-Filmen aussehen wird?

Ja und Nein. Die Produzenten haben mich gleich darauf hingewiesen, dass sie ein Reservoir von 7000 Figuren haben. Wenn ich wieder gefragt werde, werde ich sicher meine Auffassung mitteilen, schließlich gibt es etwas an ihm, was ich gut verstehe, weil ich diese Rolle verkörpert habe.

Meinung zum Thema

Kommentare

Ich muss den Kollegen Arnold kurz korrigieren: nicht Michael Fassbender war ursprünglich für die Rolle vorgesehen, sondern Benedict Cumberbatch...

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