Kritik zu Zweier ohne

© Stardust

2008
Original-Titel: 
Zweier ohne
Filmstart in Deutschland: 
16.10.2008
L: 
93 Min
FSK: 
12

Ein Rennboot ohne Steuermann und die Geschichte einer symbiotischen Jungsfreundschaft: Bereits zum zweiten Mal verfilmt Jobst Christian Oetzmann – der selbst das Drehbuch schrieb – eine Novelle von Dirk Kurbjuweit

Bewertung: 2
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»In der Nacht, als das Mädchen vom Himmel fiel, wurde Ludwig mein Freund.« Märchenhaft, beschwörend und unheilschwanger beginnt die Novelle »Zweier ohne« von Dirk Kurbjuweit, und es ist schwer, diesen Ton in eine Bildsprache zu übersetzen, das Absurde mit dem Banalen zu verbinden und die Suche nach dem Extremen nicht zu übertreiben. Jobst Christian Oetzmann bemüht sich in seinem zweiten Film nach einer Vorlage von Dirk Kurbjuweit (nach »Die Einsamkeit der Krokodile«) um poetische Klarheit, will aber das Phänomen jugendlicher Freundschaft nicht entzaubern. Dabei treibt er die Geschichte allerdings derart ins Extrem, dass sie an die Grenzen der Plausibilität stößt und somit die Identifikation als Basis der Rezeption nicht mehr taugt.

»Zweier ohne« bezeichnet ein Rennboot für zwei Ruderer ohne Steuermann und steht symbolisch für eine Beziehung, die sich quasi führungslos, dafür aber mit ungeheurer Geschwindigkeit auf ihr Verderben zubewegt. Erzählt wird die Geschichte von Johann (Tino Mewes) und Ludwig (Jacob Matschenz), die sich in der Schule kennenlernen. Ludwig lebt unter einer nie fertiggestellten Autobahnbrücke, von der regelmäßig Selbstmörder den Weg in den Tod suchen. Beide sind begeisterte Ruderer im Rennzweier und derart erfolgreich im gleichen Takt, dass sie selbst Zwillinge besiegen können. Ideelle Zwillinge also, mit kahlgeschorenem Schädel, symbiotische und bewusste Außenseiter gleichermaßen. Bis sich Johann in Ludwigs verhasste Schwester Vera (Sophie Rogall) verliebt und eine fatale Dynamik auslöst.

Oetzmanns Film folgt der inneren Dramatik seiner Helden, schafft es, ungeheuer stimmungsvolle Bilder für Liebe, Leidenschaft und Tod zu finden, bleibt darin aber ein symbolistisches Märchen, das sich in der Ruhrgebietslandschaft, in der es spielt, etwas fremd ausnimmt. Etwas mehr Realitätssinn, etwas mehr rauer Alltag hätten dem Film gutgetan.

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