Kritik zu Zaytoun

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Mit der Zigarette im Mund, der Waffe in der Hand und der Wut im Herzen: Der israelische Regisseur Eran Riklis erzählt vor dem Hintergund des Libanon-Kriegs von 1982 die Geschichte einer unwahrscheinlichen Freundschaft

Bewertung: 3
Leserbewertung
2.5
2.5 (Stimmen: 2)
Auf seine Essenz heruntergebrochen ist Zaytoun ein Buddymovie über zwei Menschen, die nicht unterschiedlicher sein könnten, die widerwillig eine Zweckgemeinschaft eingehen und zusammen auf eine Reise gehen, in deren Verlauf sie allen Widerständen zum Trotz zu Freunden werden. Doch was sonst häufig als Komödie angelegt ist, schlingert hier zwischen harschem Krieg und gefühlvoller Freundschaft. In Filmen wie Die syrische Braut und Lemon Tree spürte der israelische Regisseur Eran Riklis immer wieder den Rissen in der Geschichte seines Landes nach, mit einem feinen Gespür für die traurigen Absurditäten, die der Nahostkonflikt hervorbringt. Nach Danny Huston im eher schwerfällig überkonstruierten Playoff hat er jetzt mit Stephen Dorff erneut einen amerikanischen Schauspieler in sein israelisch-palästinensisches Universum aufgenommen, was wohl durchaus als gewisses Zugeständnis im Werben um internationale Zuschauer zu verstehen ist.
 
Es ist 1982 im Libanon, für den zwölfjährigen Fahed und seine Freunde ist der Kriegsschauplatz Beirut zwischen ihrer Schule und dem Camp für palästinensische Flüchtlinge ein Spielplatz, auf dem aus Spiel jederzeit tödlicher Ernst werden kann. Auf den Tischen der Schulkameraden erinnern gerahmte Fotos und Blumen an die Toten. Auch Faheds Mutter lebt nicht mehr. Als auch sein Vater vor seinen Augen tödlich verwundet zusammenbricht, ist seine Kindheit endgültig beendet. Dann wird der israelische Pilot Yoni (Stephen Dorff) abgeschossen, und Fahed gehört zu den Jungs, die ihn im Gefängnis bewachen, in einer Mischung aus kindlicher Wut über die erlittenen Verluste und erwachsenem Gehabe. Fahed verweigert ihm das Wasser, einer seiner Freunde gibt es ihm hinter seinem Rücken. Mit manchmal schwindelerregender Genauigkeit lässt Riklis diese Jungs, die es viel zu jung den Erwachsenen nachmachen wollen, auf einem schmalen Grat zwischen Krieg und Kinderspiel balancieren, mit der Zigarette im Mund, der Waffe in der Hand und der Wut im Herzen.
 
Als Yoni einen der Jungs zu fassen bekommt und bedroht, schießt Fahed anschließend wütend auf ihn. Später folgt er einem irrsinnigen Impuls und schlägt Yoni einen Handel vor: Freiheit gegen eine Chance, in den israelisch besetzten Gebieten zu seinem Heimatdorf zu gelangen, um dort das Olivenbäumchen wieder einzupflanzen, das sein Vater bis zum Schluss pflegte und hegte. Zaytoun heißt im Arabischen Olive. 
 
So beginnt eine aberwitzige Reise durch atemraubende Landschaften, ein irres Abenteuer der Völkerverständigung, wie sie Eran Riklis immer wieder gerne anzettelt, mit einem Schimmer von Hoffnung in einer ansonsten aussichtslosen Situation. Mehrmals erklingt der Bee-Gees-Song »Staying Alive« aus dem Autoradio, als Metapher für den Graben, der sich hier zwischen flüchtigem Spaß und langem Krieg auftut. Und je weiter sich die beiden auf ihrer gefährlichen Reise von der volatilen Situation in Beirut entfernen, desto näher kommen sie einander, was sie als tödliche Feinde begonnen haben, beenden sie als Vater und Sohn auf Zeit.

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