Kritik zu Trennung

- kein Trailer -

Der Rückzug der Israelis aus dem Gazastreifen dient Amos Gitai als Hintergrund eines Dramas um exaltierte Mütter, engagierte Töchter und die Unwägbarkeiten der Liebe, in der sich metaphorisch der Wunsch nach Versöhnung ausdrückt

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Im engen Gang eines Zuges irgendwo in Südfrankreich trifft eine junge niederländische Palästinenserin multi-ethnischer Herkunft auf einen Israeli mit nicht minder komplexer Abstammung. Bei einer selbst gedrehten Zigarette kommt man sich näher, um sich wenig später, von Leidenschaft überwältigt, in die Arme zu sinken. Make love not war! – Noch ehe der Vorspann durchläuft, hat man die Botschaft verstanden.

Der gut aussehende Mann ist Uli (Liron Levo), ein israelischer Offizier auf dem Weg zur Beerdigung seines französischen Adoptivvaters. Dort trifft er auf seine Stiefschwester Ana (Juliette Binoche), die im dekadenten Ambiente des väterlichen Anwesens ihr kapriziöses Leben führt. Ana hat eine halbwüchsige Tochter in Israel, die sie gleich nach der Geburt während eines Kibbuzaufenthaltes zur Adoption freigegeben hat. Man reist zusammen nach Israel, um der Tochter ihr Erbteil zu übergeben. Im Gazastreifen geraten Uli und Ana auf unterschiedlichen Seiten in die Auseinandersetzungen zwischen der israelischen Armee und orthodoxen Siedlern.

Regisseur Amos Gitai, wegen seiner palästinenserfreundlichen Haltung in Israel lange umstritten, gelingt es allerdings kaum, die unterschiedlichen Themen zu einer dramaturgisch überzeugenden Einheit zu verbinden. Die Charaktere, obwohl mit großen Namen – in einer Nebenrolle Jeanne Moreau – besetzt, sind eindimensional. Vor allem Juliette Binoches lasziv-exaltierte Auftritte wirken geradezu peinlich, woran die deutsche Synchronisation nicht ganz schuldlos ist. Eindrucksvoller sind erst die Massenszenen gegen Ende des Films. In fast dokumentarischen Bildern zeigt Gitai, wie die Welt der Siedler unter den Baggern der Armee zusammenbricht: Hintergrund ist die gewaltsame Räumung des seit dem Sechstagekrieg besetzten Gazastreifens im Jahr 2005. Als habe er die Befürchtung, damit Beifall von der falschen Seite zu ernten, gibt Gitai einer Palästinensergruppe, die zornig ihr angestammtes Land einfordert, das letzte Wort.

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