Kritik zu Suicide Club

© Vipmagazin/Kinostar

Ein Spielfilmdebüt aus Kassel. Regisseur Olaf Saumer und sein Bruder Martin stellen fünf höchst unterschiedliche Menschen vor die Frage: To be or not to be?

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Es könnte eines dieser amerikanischen High-Concept-Movies sein, deren Skript sich in einem Satz zusammenfassen lässt: Fünf Menschen verabreden sich auf einem Hochhausdach, um in den Tod zu springen. Das klingt nach großem Drama oder schwarzem Humor. Aber es ist vor allem verdammt ambitioniert für ein Spielfilmdebüt. »Suicide Club«, mehrfach ausgezeichnet auf kleineren Festivals, ist ein Stück mit begrenztem Personal und geschlossenem Setting – so etwas braucht entweder geniale Dialoge oder brillante Bildmetaphern.

Am Anfang klappt es noch ganz gut. In einer flotten Eröffnung schafft der Film seine Figuren durch die Stadt – Kassel – in eine dieser öden Mietshaussiedlungen, über die schon beim Bau das Wort »Entfremdung« gestempelt ist. Dass die Fünf, die sich dem Tod geweiht haben, nicht gleich am Anfang springen, lässt sich denken – aber es ist ein schöner Zug, dass sie davor zurückschrecken, ausgerechnet einem Kind, das unten die Zeitungen bringt, vor die Füße zu fallen. Dann ist es zu spät zum Sterben, das Viertel erwacht. Die Suicidals, ein Schüler, ein Vertretertyp in den besten Jahren, eine ältere Esoterikerin, ein schönes Mädchen im Eighties-Outfit und ein junger Mann, der gut ausgerüstet mit Skateboard und Joints angerückt ist, beginnen zu diskutieren. Und es kommt ein Plot in Gang, der die Versuchsanordnung aufreißt. Man dringt in eine Wohnung ein, in ein weiteres, sechstes Leben. Man teilt den Tag und jede Menge Weinflaschen. Man lebt noch ein bisschen – auf Vorrat?

Der »Suicide Club« hat immer wieder emotionale Momente, und manchmal arrangiert er seine Darsteller sehr poetisch, sehr sprechend auf diesem Dach – der Erde entrückt, dem Himmel schon nah. Doch die »Backstories« erstarren im Klischee, und es bleiben viele Fragen offen. Was ist nicht zufällig am Prinzip Selbstmord? Was genau muss zusammenkommen, dass einer sein Dasein nicht mehr erträgt? Gibt es da etwas Grundierendes, eine Verzweiflung, die übers individuelle Unglück hinausweist? Aber vielleicht kann man es dem Film gar nicht vorwerfen, dass er hier nicht weiterkommt – an diesen großen Dingen sind schon ganz andere gescheitert.

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