Kritik zu Rettet Raffi!

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Vor mehr als 30 Jahren ließ Arend Agthe ein Huhn über die Weser schippern, im Klassiker »Flussfahrt mit Huhn«. In seinem neuen Film sucht ein Junge sein Haustier – an der Elbe

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Endlich einmal keine Pferde. Oder Hunde. Tiere spielen ja seit je im Kinderfilm eine wichtige Rolle – aber im neuen Film von Arend Agthe ist es ein ganz normaler Goldhamster. Doch was heißt schon normal. Mit Raffi jedenfalls kann der achtjährige Sammy sogar Fußball spielen, mittels einer komplexen, unter anderem aus Lego-Steinen gebauten Konstruktion. Und mit Raffi hat es noch eine andere Bewandtnis: Raffi ist nämlich krank, wie sich in der Tierklinik herausstellt. Ein Herzfehler. Und obwohl doch ein neuer Hamster nur sechs Euro kostet, wie Sammys Schwester Molly betont, besteht Sammy auf der Operation. Denn den Hamster hat ihm sein Vater geschenkt. Und der nimmt gerade eine Auszeit von der Familie, ist als Arzt für eine längere Zeit in Afghanistan. Sammy vermisst ihn schmerzlich – wenn auch die Schwester die Mutter ganz pragmatisch neu verkuppeln will.

»Rettet Raffi!« hält eine schöne Balance zwischen der emotionalen Familiensituation und dem Abenteuer, das eigentlich erst nach der Operation beginnt. Denn Raffi wird von dem frisch aus dem Gefängnis entlassenen Kleingangster Rocky und seiner Freundin Miranda entführt – mehr oder weniger aus Versehen. Weil der Käfig noch in dem Auto war, das Rocky knackt. Aber Raffi haut ab, und Sammy macht sich auf die Suche. Und so erkunden beide die Stadt, der Hamster wie der Junge. »Rettet Raffi!« ist auch ein schöner Hamburg-Film, wenn Sammy über die Köhlbrandbrücke fährt oder verloren zwischen aufgetürmten Containern herumirrt. Eine Fahne des HSV hat Sammy auch in seinem Zimmer hängen, und dieser Fußballverein war ja in den letzten Jahren kurz vor dem Untergehen wie der in der Elbe schwimmende Raffi. Denn der ist unter anderem auf der Flucht vor einer Hafenkatze, die ihn in die Fluten treibt. Es ist seltsam, aber die Szenen mit dem Hamster auf der Flucht sind die anrührendsten des Films, perfekt fast ohne digitale Bearbeitung in Szene gesetzt.

Rocky hat mittlerweile erkannt, dass der Hamster ihm bei der Suche nach seiner Schmuggelware helfen kann, quasi als Schnüffler. Der präparierte Container steht mittlerweile auf dem Gelände des Studio Hamburg, und da, bei einer Hamstershow, laufen alle Handlungsfäden zusammen. Man kann einwenden, dass solche Shows den Kindern heutzutage vertraut sind – aber die Verwicklungen bei der Show nehmen genauso wenig ein Ende, wie sich die Happy Ends den Perlen einer Kette gleich aneinanderreihen.

Aber vielleicht gehört das ja auch zum Genre, das niemals den kindlichen Blick außer Acht lassen sollte. Arend Agthe hat »Rettet Raffi!« nach einem eigenen, zusammen mit Bettina Kupfer (die im Film Miranda spielt) geschriebenen Buch inszeniert. Damit ist ihm ein Abenteuerfilm für Kinder gelungen, der bei allen turbulenten Wendungen nie seine Hauptfigur und ihre Befindlichkeit aus den Augen verliert. Und Nicolaus von der Recke als eigenwilliger Sammy, ist eine perfekte Besetzung.

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