Kritik zu Renfield

© Universal Pictures

Statt »Dark Universe« heitere ­Brutalität: In Chris McKays aufgekratzter Horrorkomödie will Draculas ­Handlanger die »toxische Beziehung« zum Fürsten der Finsternis im New Orleans von heute beenden

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Es ist noch gar nicht so lange her, da hatte man im Hause Universal Pictures große Pläne bezüglich des Kapitals, das sich aus den Gruselklassikern schlagen lassen könnte, die in den eigenen Archiven lagern. Ein »Dark Universe« wollte man schaffen, in dem sich über viele Filme verteilt die Wege von allerlei Monstern wie Frankenstein und Dracula kreuzen, doch nachdem dann schon »Die Mumie« mit Tom Cruise grandios gefloppt war, wurde die Idee still und leise wieder fallengelassen. Und so spielt der berühmteste Vampir der Welt nun bei seinem Kino-Comeback bloß die zweite Geige.

»Renfield« nämlich, Kenner der Materie wissen das natürlich, ist benannt nach R. M. Renfield, dem zwischen Irrsinn und Verzweiflung schwankenden Handlanger Draculas, der zum Beispiel in Universals »Dracula« mit Bela Lugosi von Dwight Frye verkörpert wurde. Im neuen Film von Chris McKay (»The Lego Batman Movie«) wird er jetzt von Nicholas Hoult gespielt – und ist nach wie vor ein emotional angeknackster Assistent, der auch im Jahr 2023 noch unter seinem unsterblichen Arbeitgeber (Nicolas Cage) leidet.

In New Orleans, wo die beiden inzwischen abgetaucht sind, sucht Renfield Halt in einer Selbsthilfegruppe zwischen anderen, die sich aus toxischen Beziehungen zu befreien versuchen. Gleichzeitig führt er Dracula Opfer zu, die gemessen an klassischen Moralvorstellungen und Strafrechtsregistern zumindest nicht vollkommen unschuldig sind. Der mächtige Vampir selbst ist ebenfalls kaum mehr als ein Schatten seiner selbst. Doch alles ändert sich, als die beiden unbeabsichtigt einer örtlichen Gangsterfamilie (Ben Schwartz, Shohreh Aghdashloo) in die Quere kommen, auf die es ausgerechnet die wackere Verkehrspolizistin Rebecca (Awkwafina) abgesehen hat. 

Der Gedanke, lieber mit Humor und Brutalität von jemandem wie Dracula zu erzählen, als auf pompöse Düsternis und Hightech-Action zu setzen, wie es im »Dark Universe« der Fall gewesen wäre, ist sicherlich kein ganz verkehrter. McKay macht aus »Renfield« eine Horrorkomödie, die sowohl in ihrer Albernheit als auch in den Martial-Arts-inspirierten wilden Kampfszenen und dem auf maßlose Übertreibung setzenden Blutvergießen nicht selten etwas Comichaftes hat.

Die etwas unbedarft eingeführte Idee der toxisch-missbräuchlichen Beziehung zwischen Renfield und Dracula trägt allerdings nicht allzu weit, und gerade auch weil die Zahl der Leichen die der zündenden Gags hier weit übersteigt, sorgt »Renfield« leider ziemlich schnell für Ermüdungserscheinungen beim Zuschauer. Immerhin: Die gerade am Anfang sehr präsenten Referenzen an den Klassiker von 1931 (die von gephotoshoppten Originalausschnitten über »Schwanensee«-Verweise im Score bis hin zu Hoults an Frye erinnerndes Lachen reichen) sind charmant und clever. Außerdem lassen Hoult als moderner Millennial-Softie und Cage als animalischer Urbösewicht nichts anbrennen. Aber dass der Grusel darüber so komplett flöten geht, ist trotzdem schade.

Meinung zum Thema

Kommentare

Es gab in der Vergangenheit schon öfter Dracula-Komödien ohne Horror-Effekte. The Life of Brian kommt da ja auch ohne daher.
Ein so normaler Kinogänger wie ich ist noch nicht so abgebrüht wie vielleicht ein Kritiker, der alles sehen können muss. Wenn schon nur "Horror", dann ist es gut, wenn es sich nurvim Kopf abspielt: Das Schweigen der Lämmer " z.B.

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