Kritik zu Ramba Zamba

© Partisan Filmverleih

Sobo Swobodnik porträtiert eine beeindruckende Truppe von KünstlerInnen und lässt deren Perspektive durch Selbstdarstellung mit einfließen

Bewertung: 4
Leserbewertung
0
Noch keine Bewertungen vorhanden

Als das Theater RambaZamba 1990 in Berlin gegründet wurde, war Inklusion nur für wenige ein Begriff. Hier wurde sie damals schon tagtäglich praktiziert, mit Selbstverständlichkeit, Enthusiasmus und einer materiellen Ausstattung, die Menschen mit dem Downsyndrom oder anderen Beeinträchtigungen ihren künstlerischen Selbstausdruck unter professionellen Bedingungen im Kollektiv erarbeiten und auf die Bühne bringen ließ. Der Erfolg brachte die Truppe weit herum auf den Bühnen in Deutschland und Europa.

Sobo Swobodnik hat Dutzende Romane geschrieben, Theaterstücke verfasst und inszeniert und auch Filme gemacht, am erfolgreichsten wohl 2011 »Der Papst ist kein Jeansboy« über und mit dem Wiener Original und Selbstdarsteller Hermes Phettberg. Swobodnik ist seit zwanzig Jahren begeisterter Zuschauer von RambaZamba. Als er sich dann entschloss, die Theatertruppe auch als Filmemacher aktiv zu begleiten, stand gerade Corona mit den entsprechenden Einschränkungen vor der Tür. So konnte der Dreh erst im Frühjahr 2021 beginnen, als die Truppe mit Regisseur Jacob Höhne an der Arbeit zu Bernd Freytags Stück »Golem« begann.

Drehstil und Kameraführung von Jonas Sippel sind gewöhnungsbedürftig. Der gehört seit 2012 zum festen Ensemble von RambaZamba. Und er ist einer der Mitgestalter dieses Films. Denn Leiter Jakob Höhne hat ihm wie auch einigen anderen Ensemblemitgliedern zu Beginn der Drehzeit von sechs Monaten als Leihgabe eine kleine Kamera in die Hand gegeben, um damit parallel zu den Proben die eigene Sicht auf die Welt und die Dinge (sich selbst eingeschlossen) darzustellen. Jonas macht dies mit sichtbarer Lust. Und tut es mit so viel Tempo und Schwung (»Ah, damit kann man zoomen!« erkennt er bei der Einweisung mit einem Lächeln), dass einem schwindelig werden kann bei den rasanten Schwenks etwa durch das eigene Zimmer, in dem neben einer großen Weltkarte ein Schild »Aufräumen! Putzen reinigt die Seele.« hängt. Jonas sammelt »Wissensbücher« und Matchboxautos. Als Darsteller hat er den Neoptolemos in »Philoktet«, den Clov im »Endspiel« und Karl Moor gegeben, erzählt er vor der Kamera. Doch das ist nur ein winziger Teil der langen Rollenliste.

Die wilden Szenen von Sippel machen Spaß, sind aber anstrengend. Integriert sind sie in einen Film, der als Ganzes die Erschaffung des »Golem« von den Anfängen bis zur umjubelten Premiere eher mit beobachtender Gelassenheit begleitet. Neben Jonas und seiner ebenfalls filmenden Kollegin Hieu Pham werden auch weitere der durchweg charismatischen DarstellerInnen bei Proben, Improvisationsübungen, Tanz und Freizeit näher ins Licht gerückt. Dabei beeindruckt die kompositorische Dichte der Theaterinszenierung mit expressiven Kostümen, fantasiereicher Ausstattung, viel Musik und Tanztheater-Elementen ebenso wie der offene, zugewandte, ernsthafte und humorvolle Umgang der Ensemblemitglieder und Mitarbeitenden untereinander.

Meinung zum Thema

Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns

Mit dieser Frage versuchen wir sicherzustellen, dass kein Computer dieses Formular abschickt