Kritik zu Maria, ihm schmeckt's nicht!

© Constantin

In der Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Jan Weiler reist ein Deutscher nach Italien, um Hochzeit zu feiern, was der Zuschauer nach bewährtem Komödienrezept von »My Big Fat Greek Wedding« sehr lustig finden soll

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Den primären »Culture Clash« zwischen Sippen stellt stets das gemeinsame Essen dar. Der Filmtitel bringt es auf den Punkt, der Film leider weniger. Vorlage ist der Bestseller von Jan Weiler, der mit feinem Humor von der süditalienischen Verwandtschaft seiner Frau erzählt. Die Verfilmung versucht, seine Beobachtungen in die Form einer Heiratskomödie zu kleiden. So leistet Hauptfigur Jan, der die Deutschitalienerin Sara heiraten will, dem Befehl des einschüchternden Familienpatriarchen Antonio Folge und fährt in dessen süditalienische Heimat, ein Städtchen »am A . . . der Welt«, um die Hochzeit im Kreise zahlloser Verwandter zu feiern.

Der Film beginnt mit der Vorwegnahme von Jans Fluchtversuch aus Süditalien und erzählt alles in einer langen Rückblende: ein echter Langweilereinstieg für eine Geschichte, die sich fortwährend selbst ausbremst. Die übergriffigen »Nonnas« etwa, die den sprachunkundigen Schwiegersohn trotz Protest mästen, sind im Buch ein Running Gag. Im Film aber wird dieser rote Faden bald fallengelassen, nachdem Jan, an einer Mee­r­esfrüchteallergie leidend, Muscheln essen musste. Und bezeugte die Vorlage neben kleineren Anpassungsschwierigkeiten an den süditalienischen »Way of Life« die Faszination und wachsende Sympathie des Autors für seinen exzentrischen Schwiegervater, so scheint die Komödie auch dieser originellen Figur nicht zu trauen. Aber auch die übrigen Protagonisten wirken farblos, und Maren Kroymann als Antonios deutsche Frau ist glatt verschenkt. Selbst Christian Ulmen als zimperlicher Jan spielt wie auf Autopilot. Statt dem schlitzohrigen Vater – der italienische Volksschauspieler Lino Banfi – Raum zur Entfaltung zu geben, oder sich, wie etwa in der vergleichbaren Komödie My Big Fat Greek Wedding, auf die beiläufigen Details deutsch-italienischen Andersseins zu konzentrieren, verzettelt sich die Inszenierung in Konflikten, die ebenso erwartbar wie konstruiert wirken. Hie ein paar Rückblenden auf Antonios diskriminierende Gastarbeitererfahrungen, dort ein paar Witze über sprachliche Missverständnisse, Familienfehden und Bürokraten-Irrsinn: das reicht zwar für einige Schmunzler. Doch man hat stets das Gefühl, dass Nuancen und komisches Potenzial verspielt werden.

Um dem angekündigten Showdown mehr Berechtigung zu verleihen, kommen Jans Eltern ins Spiel, die stellvertretend für die akademische Toskana-Fraktion stehen, doch bei direkter Berührung mit rustikalen Süditalienern Gänsehaut kriegen. Mit der unerwiderten Leidenschaft der Mittelschichtdeutschen für Italien und der Vernunftliebe der Italiener für das kaltherzige, aber funktionierende Deutschland wird eine weitere Baustelle aufgemacht und brachliegen gelassen. So versandet zwischen plattem Sittenbild, angedeuteter Charakterstudie und formelhafter Hochzeitsturbulenz allmählich der Witz der Veranstaltung, die vorrangig als ein Gipfeltreffen unsympathischer Nervensägen im Gedächtnis bleibt.

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