Kritik zu Life

Trailer englisch

Anton Corbijn (Control) nähert sich ein weiteres Mal der Biografie eines Stars und rekonstruiert die Entstehung der berühmten Fotoserie, die Dennis Stock 1955 von James Dean aufnahm

Bewertung: 3
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3.3 (Stimmen: 3)

Mindestens eines jener Bilder, die Dennis Stock von James Dean machte, kennt jeder: Mit Zigarette im Mundwinkel spaziert er da am Times Square durch den Regen. Dieses Foto hat nicht nur das Image des »Rebellen« James Dean mitgeprägt, es wurde als Poster, Postkarte oder Kaffeetassenaufdruck auch zu einer Ikone des 20. Jahrhunderts. Noch im selben Jahr 1955 starb Dean bei einem Autounfall, nach nur drei Filmhauptrollen.

Vor allem in der zweiten Hälfte besteht Anton Corbijns Film zu einem guten Teil aus dem Reenactment der Situationen, in denen die Fotos der berühmten Serie für die Zeitschrift »Life« entstanden. In der ersten Hälfte schildert er, wie es dazu kam: Der Fotograf Dennis Stock lernt Dean auf einer Party von Regisseur Nicholas Ray kennen. Er ahnt, dass aus diesem unkonventionellen Typen ein großer Star werden wird – und wittert darin auch seine eigene Chance. Also versucht er, Dean dazu zu bewegen, sich auf eine Fotosession einzulassen. Doch Dean zögert, sagt halbherzig zu, entzieht sich dann wieder, hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, groß herauszukommen, und der Scheu davor.

Corbijn und Darsteller Dane DeHaan porträtieren Dean als einen Charakter von natürlicher Nonchalance und Unangepasstheit, mit einem Hauch sanfter Melancholie, die seinen Charme noch verstärkt. DeHaan gelingt es, die Ausstrahlung Deans nachvollziehbar zu machen, in einzelnen Momenten sieht er dem Star sogar frappierend ähnlich. Auch Robert Pattinson als Dennis Stock – Verbündeter und zugleich Gegenpart Deans – ist im Kontext dieser Rekonstruktion gut besetzt mit seinem zum Maskenhaften tendierenden Look: Bis zur Verbissenheit von Ehrgeiz getrieben, will Stock endlich weg von Set- und PR-Fotografie und als Künstler reüssieren.

Wie in seinen beiden vorangegangenen Filmen »The American« und »A Most Wanted Man« kümmert sich Corbijn allerdings viel zu sehr um Oberflächenreize. Wunderschön fotografiert, nähert sich Life dem Technicolor-Look zeitgenössischer Filme, interessiert sich für Farben und Texturen mehr denn für Konflikte oder die Mechanismen des Starkults. Von einem Fotografen wie Corbijn hätte man schon etwas mehr Reflexion über Bilder und ihre Wirkung erwarten können. Dass das Idol James Dean nicht einfach entsteht, sondern erschaffen wird, blitzt nur momenthaft auf, etwa wenn Produzent Jack Warner – eine klasse Rolle für Ben Kingsley – dem unbotmäßigen Dean droht: »Was auch immer aus dir wird, es wird nicht zufällig sein.«

So fließt dieses Porträt eines Künstlers als für die Ewigkeit bestimmten jungen Mannes sehr angenehm dahin, von L.A. nach New York und dann ins ländliche Indiana, auf die Farm, wo Dean aufwuchs. Dort findet der Film immerhin ein paar Szenen von intimer Kraft, erzählt von Heimatgefühlen und von Deans immer noch lebendiger Trauer um die früh verstorbene Mutter. Doch in Sentenzen von der »Kunst, im Augenblick zu leben« und dem Vorzug der Einfachheit gegenüber dem Hollywoodrummel bleibt Life genauso unverbindlich wie sein Titel – gepflegtes Reenactment.

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