Kritik zu Last Contact

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Eine Plattform mitten im Ozean, ­darauf drei Männer und eine Frau sowie eine Atombombe: Das ist das minimalistische Setting für den Endzeitthriller des jungen estnischen Regisseurs Tanel Toom

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Die Erde, wie wir sie kennen, existiert nicht mehr. Eine skurril anmutende Weltkarte, die irgendwann in den Blick gerät, zeigt, wie unser Planet im Jahr 2063 aussieht: Da ist fast nur noch Wasser, die verbliebenen zwei Kontinente sehen aus wie Inseln, verloren in einem einzigen gigantischen Ozean. Und sie befinden sich im Krieg miteinander um die letzten Ressourcen. Wie es zu dieser apokalyptischen Situation kam, die aus heutiger Sicht nicht mehr rundum abwegig klingt, wird nicht detailliert ausgeführt, doch Kate Bosworth als Cassidy fasst es sarkastisch zusammen: »Die einen haben das Klima versaut, die anderen die Meere. Und als es nichts mehr zu versauen gab, haben sie sich im Kampf um das Nichts, das übrig war, gegenseitig zerfleischt. Und was machen wir? Bauen weiter nur Mist.« 

»Wir«, das ist die vierköpfige Besatzung eines militärischen Außenpostens irgendwo im Ozean, eine Plattform auf Stelzen, die langsam vor sich hinrostet und immer wieder monströsen Stürmen ausgeliefert ist. Neben Cassidy harren hier drei Männer, Kapitän Hendrichs (Thomas Kretschmann) sowie die Soldaten Sullivan (Lucien Laviscount) und Baines (Martin McCann), aus. Drei Monate bereits ist ihre Ablösung überfällig, als die Handlung einsetzt, entsprechend liegen die Nerven blank. Da ist es nicht von Vorteil, wenn man über eine Atombombe verfügt.

Der junge Regisseur Tanel Toom beweist in dieser estnisch-deutsch-britischen Koproduktion, seinem zweiten Langfilm, ein gutes Gespür für die Atmosphäre der Isolation und des Ausgeliefertseins an die Elemente. Die Situation der vier Protagonisten bewegt sich zwischen existenzialistischem Thriller und absurdem Theater, denn das Warten auf die Ablösung erscheint bald ähnlich sinnlos wie das Warten auf Godot. Im Verlauf der Handlung wird immer unklarer, ob auf der Erde überhaupt noch andere Menschen existieren. Auch wenn man »Last Contact« das begrenzte Budget ansieht, ist die visuelle Seite der Produktion recht stimmig, vom düster-abgefuckten Look der Plattform bis zu den CGI-Monsterwellen.

So hat der Film stellenweise das angenehme Flair eines typischen B-Movies, und dass die Charaktere eher unterentwickelt sind, mag man angesichts der dennoch soliden Darstellerleistungen und soliden Regie entschuldigen. Schwerer zu verarbeiten sind allerdings die Logiklöcher, die schon nach wenigen Minuten von den Fragen ablenken, die wichtiger sein sollten – etwa: Was ist mit der Ablösung geschehen? Wem der vier brennen zuerst die Sicherungen durch? Auch ist der Film nicht actionreich genug, um über diese Schwächen hinwegzutäuschen. Die Dialoge treten oft ebenso auf der Stelle wie die Handlung, und bei fast zwei Stunden Laufzeit wirken sich dann auch die eigentlich stimmigen Szenen von Klaustrophobie und Melancholie angesichts der persönlichen wie der globalen Situation ungünstig aus. Irgendwann wirkt »Last Contact« so schwerfällig schwankend wie die Plattform, auf der er spielt. Wie schade, da hätte einiges mehr draus werden können.

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