Kritik zu Ghost Stories

© Concorde Filmverleih

Ein angesehener Parapsychologe erhält den Auftrag, drei ungelöste Fälle aufzuklären: Die Briten Jeremy Dyson und Andy Nyman haben ihr erfolgreiches Horror-Theaterstück verfilmt, das seit 2010 das Londoner West-End-Publikum begeistert

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Geister, Gespenster, Monster und Dämonen – alles Humbug! Zumindest wenn es nach Professor Philip Goodman geht, einem Spezialisten auf dem Gebiet der Parapsychologie. Professor Goodman hat sich die Aufklärung der Gut- und Leichtgläubigen auf die Fahnen geschrieben; in seiner Fernsehsendung entlarvt er unter anderem windige Möchtegern-Hellseher und deckt betrügerische spiritistische Machenschaften auf. Sein großes Vorbild dabei ist Charles Cameron, auch er ein angesehener Parapsychologe, um dessen Verbleib allerdings seit Jahren gerätselt wird. Professor Goodman staunt also nicht schlecht, als jener Charles Cameron ihn eines Tages zu sich zitiert, in ­einen schäbigen Wohnwagen, der an einem schäbigen Küstenstreifen steht, von dem immer mal wieder Stücke ins Meer zu ­brechen scheinen. Das hat dann den Verlust von Bodenhaftung zur Folge, zugleich verschwindet ein Stück Wirklichkeit. ­Lassen Sie sich das eine Warnung sein! Diesem Film ist nicht zu trauen.

»Ghost Stories« beruht auf dem gleichnamigen Theaterstück von Jeremy Dyson und Andy Nyman, das im Februar 2010 in Liverpool uraufgeführt wurde und seither erfolgreich über die Bühnen des Königreichs tingelt. Am Ende jeder Vorstellung werden die jeweiligen Zuschauer gebeten, »die Geheimnisse des Stücks« für sich zu behalten, um den anderen nicht den Spaß zu verderben. Selbiges Geheimhaltungsgebot gilt selbstverständlich auch für die Filmadaption, die gleichfalls von Dyson und Nyman besorgt wurde und in der ­Nyman, wie schon bei der Uraufführung, die Rolle des Professors übernommen hat. Ob vor der Bühne oder vor der Leinwand, man befindet sich demnach in gründlich spoilervermintem Gebiet, tritt dort allerdings gerne umso vorsichtiger auf, als die gezündeten »Überraschung!«-Böller tatsächlich von unvorhergesehenen Wendungen künden – und sich schließlich sogar noch ein schöner Sinn einstellt. Na ja, schön nun nicht gerade, jedenfalls nicht in jener landläufigen Bedeutung, dass am Ende alle glücklich und zufrieden sind.

Cameron nämlich beauftragt Goodman mit der Klärung dreier Fälle, die zu lösen ihm selbst nie gelungen sei. Selbstgewiss macht Goodman sich ans Werk, nur um alsbald festzustellen, dass das Grauen, von dem seine Gesprächspartner berichten, nun auch ihm immer näher und näher zu kommen scheint. Was zunächst ­also aussieht wie ein Episodenfilm – der die unheimlichen Geschichten dreier Heimgesuchter in Form von Rückblenden gestaltet –, entwickelt im Zuge der Untersuchungen des Professors einen Sog, der seine beträchtliche gruselige Energie aus virtuoser Lichtsetzung und meisterlichem Sounddesign bezieht. Zuvörderst jedoch aus den überzeugenden Leistungen engagierter Schauspieler, die ihre Fi­guren als psychologisch sorgsam gestaltete Charaktere ernst nehmen dürfen. Und bald schon klammert man sich wie der zunehmend irritierte Professor, angesichts der alptraumhaften Umtriebe und auf zunehmend schwankendem Boden, an die Beschwörungsformel der Kleingläubigen: Das bildest du dir ein, das ist alles nur in deinem Kopf. Dem ließe sich entgegnen: Eben.

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