Kritik zu Fair Game

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Doug Liman (»Die Bourne Identität«, »Mr. und Mrs. Smith«) hat den wahren Fall der CIA-Agentin Valerie Plame verfilmt, die von Bushs Administration mittels eines Tipps an die »New York Times« enttarnt wurde, weil man ihren Mann mundtot machen wollte

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Die Wahrheit ist immer das, was man von ihr weiß. Schon die erste Szene, eine politische Diskussion unter Freunden, bei der in deutlichen und auch verletzenden Worten über politische Fragen gestritten wird, macht deutlich, worum es Doug Liman in »Fair Game« geht. Es ist das Verständnis von Politik, das sich verändert, je tiefer ein persönlicher Einblick gewährt wird. Später, in einer ähnlich geselligen Runde, werden Joseph Wilson (Sean Penn) und seine Frau Valerie Plame (Naomi Watts) wissend schweigen, wenn es darum geht, ob Saddam Hussein eine potenzielle Bedrohung für Amerika darstellt oder nicht. Sie wissen mehr und müssen schweigen, denn Valerie führt ein Doppelleben. Neben ihrer bürgerlichen Existenz als Anlageberaterin ist sie eine der Topagentinnen der CIA, spezialisiert auf Undercover-Auslandseinsätze und zurzeit mit der Suche nach den Massenvernichtungswaffen Saddams beschäftigt. Und ihr Mann Joseph weiß, dass es die wahrscheinlich gar nicht gibt.

Joseph Wilson und Valerie Plame sind reale Personen der amerikanischen Zeitgeschichte und doch bei uns nahezu unbekannt. Wilson wurde als ehemaliger Botschafter beauftragt, im afrikanischen Niger nachzuforschen, ob Saddam dort Uranvorräte erworben habe. Das Ergebnis dieser Recherchen war so eindeutig wie negativ. Dennoch wurde Wilson von Regierungssprechern als Quelle zitiert, um dem Irak den Krieg zu erklären. Als er mit seinen gegensätzlichen Erkenntnissen an die Öffentlichkeit ging, wurde seine Frau hinterrücks enttarnt, dann entlassen und schließlich als Verräterin verunglimpft. Im Gegensatz zu ihrem Mann entschloss sie sich, zu schweigen. Ein Konflikt, an dem die Ehe der beiden zu scheitern drohte. Bis sich beide füreinander und für eine öffentliche Diskussion entschieden. Das Ergebnis waren zwei Bücher: »The Politics of Truth« von Joseph Wilson und »The Fair Game« von Valerie Plame. Doch weil die CIA jedem Detail dieser Bücher vor der Veröffentlichung zustimmen musste, beruht Doug Limans Film mehr auf den Erzählungen des Ehepaars Wilson/Plame und auf einer hoch plausiblen Wahrscheinlichkeit. In den erfundenen Details steckt ein Großteil der Wahrheit.

Es ist der Film, der diese Plausibilität erzeugt. Heute wissen wir, dass es keine Massenvernichtungswaffen und also keinen Kriegsgrund im Irak gab. Die Bilder von Saddam im Erdloch und von der späteren Hinrichtung verdrängten den politischen Skandal im öffentlichen Bewusstsein. Doug Liman geht, wie schon in seinem treibenden Agententhriller »Die Bourne Identität«, mit einer erstaunlichen Unmittelbarkeit zu Werke. Er selbst führt die Handkamera, die in inszenierter Vorläufigkeit immer mittendrin ist, sei es in den tristen Räumen der CIA, in den Hallen, wo große Politik gemacht wird, oder in den Straßen von Bagdad, wo die Raketen einschlagen. Liman vermeidet jede technische Übertreibung und inszeniert auf ein Ziel hin: die glaubwürdige Darstellung politischer Prozesse und deren Auswirkungen auf das ganz persönliche Leben. Und dadurch, dass er den politischen Skandal auf der privaten Ebene aushandelt, steigert er die Aussagekraft seines durchweg überzeugenden Films.

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