Kritik zu Edge of Tomorrow

Trailer #1 © Warner Bros.

"Die, die die my Darling" – mindestens 40 kreative Male segnet Tom Cruise als unwilliger Frontsoldat in Doug Limans gelungenem Timeloop-Actioner das Zeitliche

Bewertung: 4
Leserbewertung
3.75
3.8 (Stimmen: 4)

Einen scheinbar prototypischen High-Concept Film liefert Regisseur Doug Liman hier ab: Reißerisches Marketing, mit Tom Cruise und Emily Blunt gleich zwei Hollywood-Darlings auf dem Cover des Filmplakats und ein Big Budget von $ 178 Mio. Sein Vertrauen bei den Major Studios hat sich Liman 2002 mit Die Bourne Identität erarbeitet und mit Jumper schon eine erste Science-Fiction-Geschichte mit Raum-/Zeit-Sprüngen gedreht. In Edge of Tomorrow geht das Motiv nun die Symbiose mit einer Alien-Sci-Fi Bedrohung ein und kommt am Ende erfrischend ironisch daher.

Major William Cage (Tom Cruise), ein aalglatter Imagestratege des US-Militärs, ist baff als er von dem  kompromisslosen General Brigham (grummelig wie immer: Brendan Gleeson) nach einer unüberlegten Drohung statt an den Schreibtisch mitten aufs Schlachtfeld geschickt wird. Dem degradierten Private Cage und seiner Kompanie stehen dort außerirdische Invasoren in Form von deutlich überlegenen Tentakelwesen, sogenannte »Mimics« gegenüber. Der PR-Profi verhält sich an der Kriegsfront ganz und gar dilettantisch und überlebt gerade einmal Minuten im Kampf gegen die Aliens und die eigene Safety-Vorrichtung an der Maschinenpistole. 

Die Line des Films »Live.Die.Repeat« lässt schon erahnen was nun folgt – durch ein eher zufälliges Obsiegen gegen einen Alpha-Alien hängt der maßgeblich verwirrte Cage fortan in einer Zeitschleife fest, durch die er sein Ableben auf dem Schlachtfeld täglich wieder erleben muss. Mit Hilfe von Sergeant Rita Vrataski (Emily Blunt; In der asiatischen Romanvorlage »Full Metal Bitch«), einer ehemaligen Timeloop-Leidensgenossin und fortan seine persönliche Trainerin, lernt Cage in mühevoller Wiederholungsarbeit Abläufe und Strategien auswendig, um den Kampf gegen die Invasoren für die Menschheit zu gewinnen.  Die wachsende Euphorie über die Möglichkeit des Kriegsheldentums lässt beim Protagonisten im Laufe der Geschichte deutlich nach und erinnert neben dem Timeloop-Klassiker Und täglich grüßt das Murmeltier auch an Duncan Jones Source Code. Im Gegensatz zu dem Thriller mit Jake Gyllenhaal gelingt Liman mit seinem Film jedoch eine lückenlose Suspense-Bildung durch abwechslungsreiche Ausgestaltung der jeweiligen Tage und die ständig präsente Bedrohung des Zwangs-Überlebens  (verhindern die Mimics den Tod von Cage, verliert dieser seine Fähigkeit und die Menschheit die vielleicht letzte Chance auf den Sieg). Ganz nebenbei bietet sich dem Cineasten ein fast lückenloses Spektrum der Film-Todesarten, vom dramatischen über den Heldentod bis hin zu einem humoristischen Ableben durch ein unbedarft vor den LKW stampfenden Tom Cruise. 

Was erwartet man bei einem solchen Film? - einen im Kern unüberraschenden, für die Masse zufriedenstellenden und unterhaltsamen Box Office-Film. Umso zufriedener ist man nach den knapp zwei Stunden, denn in diesen werten die Autoren Christopher McQuarrie und die Brüder Butterworth das in der Grundstruktur schon interessante Drehbuch um zahlreiche Comedy-Einwürfe deutlich auf und kontrastieren die Figur des Cage ganz nebenbei mit dem Rollenprofil von Schauspieler Tom Cruise. In Edge of Tomorrow spielt er keinen Agenten Ethan Hunt, keinen Kampfflieger Maverick, sondern ein feiges Militär-Wiesel, welches im Verlauf des Films durch Eyecatcher Emily Blunt zu einem überzeichneten, heroischen Action-Star herangezüchtet wird.

Der Film ist eines der wenigen Beispiele von Hollywood-Blockbustern die in Europa früher als in den Staaten anlaufen, gleich eine Woche vor dem US-Start kommt Edge of Tomorrow in unsere Kinos. Böse Zungen behaupten, dass dies auch sprichwörtlich für die Karriere von Cruise sei, der im Gegensatz zu seiner Heimat nur in Übersee noch als Superstar angesehen werde.  Im Film werden Europa und seine Wahrzeichen ohne ein Wimpernzucken zerstört und übrig bleibt am Ende nur eine starke Militärmacht USA und das cruisesche Zahnfleischlächeln – also, wenn ihn das nicht in die Herzen seiner Landsleuten zurück portiert.

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