Kritik zu Charlies Welt – Wirklich nichts ist wirklich

© Koch Media

2012
Original-Titel: 
A Glimpse Inside the Mind of Charles Swan III
Filmstart in Deutschland: 
02.05.2013
L: 
86 Min
FSK: 
keine Beschränkung

Roman Coppola möchte sich in seinem Regiedebüt das zweifelhafte Image von Charlie Sheen zunutze machen, indem er ihn einen frauen- und drogenbesessenen Werbegrafiker im Hollywood der 70er Jahre spielen lässt

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Der nächste Coppola, bitte! Nach vielen Jahren der Regieassistenz und des Drehbuchschreibens für Wes Anderson (Darjeeling Limited, Moonrise Kingdom) sowie einigen Musikvideos (Green Day, Moby) will sich Roman Coppola nun auch endlich auf dem Regiestuhl bewähren. Ähnlich wie Schwester Sofia in Somewhere widmet er sich mit Charlies Welt dem scheinbar sinnentleerten Alltag eines deprimierten Hollywoodstars in seinem Celebrity-Kokon. Doch wo Somewhere vor allem das Nichtstun und die schnöde Dekadenz im Chateau Marmont stilisierte, taucht Charlies Welt tief hinab in die schrille Fantasie und Psychologie eines alkohol- und drogengeschwängerten Männerhirns.

Being Charlie Sheen« könnte dieser Film eigentlich heißen, der die erotischen Gedanken des flamboyanten Protagonisten zwischen Suff und Männerträumen mit Hilfe furioser Klappcollagen zeigt, die beim Gespräch mit dem Psychotherapeuten über seinem Kopf aufploppen. Die Story? Ein Mann hat Sehnsucht nach seiner Ex. In Wahrheit geht es um einen Schwerenöter, der nicht alleine sein kann und über seine Verhältnisse lebt. Mit schwarzem Hut und XXL-Sonnenbrille erinnert Charlie Sheen hier gefährlich an Udo Lindenberg, spielt mit Textzeilen à la »I wanna get drunk! Quiero estar borracho!« aber wahrscheinlich sich selbst. Ein Lichtblick: Bill Murray als entkräfteter Freund der Familie und Steuerberater. Müder denn je aussehend, wirkt er in den quietschbunten Fantasien wie das gute Gewissen, das dem Lebemann wieder etwas Bodenhaftung zurückgibt.

Charlies Welt handelt von Extravaganz, Liebeskummer, Pomp und sinnentleertem Künstleralltag im Hollywood der 70er Jahre, den größtenteils müden Plot hübscht Coppola mit einer requisiteurischen Finesse auf, die man nostalgieverliebte Instagram-Optik nennen könnte: ein Traum in cremefarbenen Sepiatönen mit viel Retrocharme. Am Ende aber doch eher bestens kolorierte Ausschussware von Wes Anderson.

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