Kritik zu The Bang Bang Club

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Vier beherzte südafrikanische Fotoreporter haben in den Jahren vor der Regierungsübernahme von Nelson Mandela die blutigen Flügelkämpfe um den ANC ans Licht der Weltöffentlichkeit gebracht. Der Film zeigt leider nur wenig davon

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Vor sieben Jahren schaffte es ein Kurzfilm mit dem Titel »The Death of Kevin Carter: Casualty of the Bang Bang Club« von Dan Krauss bis zu einer Oscarnominierung und kam dann in den USA mit einem Kurzfilmpaket ins Kino. Der südafrikanische Fotojournalist Kevin Carter, der sich kurz nachdem er 1994 den Pulitzerpreis erhalten hatte, mit 33 Jahren umbrachte, ist von den vier Kriegsreportern wohl der interessanteste. Auf dem preisgekrönten Foto, ein Titelbild des »Time Magazine«, ist ein abgemagertes, sterbendes kleines Mädchen zu sehen, das von einem Geier verfolgt wird. Der zuletzt drogenabhängige Carter – so zeigt ihn jedenfalls Silvers Film – hat die seelisch-moralische Belastung dieses Berufes offenbar nicht mehr ausgehalten. Er scheint aber die Ausnahme zu sein.

Carter gehörte neben Greg Marinovich, Ken Oosterbroek und Joao Silva zur Vierer-Gruppe des sogenannten Bang Bang Club, der Anfang der 90er Jahre in den Wirren der Abdankung der südafrikanischen Apartheidsregierung aus einer Art Selbsthilfe heraus entstand. Die von Natur aus konkurrierenden Einzelgänger erhofften sich dadurch etwas mehr Sicherheit bei ihren Einsätzen. Der Spielfilm von Steven Silver stellt zwei der jungen Männer, Kevin Carter und Greg Marinovich, in den Mittelpunkt. Er zeigt zunächst, wie Neuling Marinovich sich durch Mutproben Zugang zur Gruppe verschaffte, indem er sich in die Townships hineinwagte, die damals als »off limits« galten. Allerdings hat er auf diese Weise 1990 seinen Pulitzerpreis »geschossen «: das Foto eines lichterloh brennenden davonlaufenden Mannes, dessen Verfolger noch mit dem Buschmesser auf ihn einschlägt. Die vier Reporter dokumentierten die damaligen Unruhen in den Townships, die umso größer wurden, je mehr Mandelas Verhandlungen mit der Regierung vorankamen.

»Ja, ich denke, wir haben sie alle benutzt.« Einmal fällt der denkenswerte Satz von Eve Arnold über Marilyn Monroe und hinterlässt wenigstens eine Spur von Selbstkritik. Ansonsten geht es um eine Art Coming-of-Age-Story und die waghalsigen Einsätze der jungen Fotografen, die manchmal nur in der Deckung von schwerem Geschütz in die Krisenzonen hineinkamen, wo sie in der Regel von messerschwingenden unseligen Gestalten bedroht wurden. Der Film macht sich aber nicht die Mühe, näher auf die für den heutigen Zuschauer doch sehr fern liegenden innenpolitischen Verhältnisse einzugehen, auch erfährt man einfach zu wenig über die persönlichen Lebensumstände der jungen Männer, die nach ihrem Einsatz entweder in ihre Agentur stürmten oder sich zu nächtlichen Besäufnissen in der Disko trafen.

Marinovich und Silva, die bis heute in ihrem Beruf arbeiten und ein Buch (»The Bang- Bang Club: Snapshots from a Hidden War«) veröffentlich haben, waren auch als Berater am Filmset dabei, und man fragt sich, warum sie nicht als Zeitzeugen im Film auftreten, um dem Geschehen mehr Authentizität zu verleihen. Von all dem Grauen, das damit verbunden ist, als Fotograf auf den Tod zu warten oder beim Töten zuzusehen – ist vielleicht doch mehr zu erahnen, wenn man dem wahren Protagonisten direkt in die Augen schaut.

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