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Der Wiener Regisseur David Clay Diaz zeichnet in seinem stilsicheren Debüt die Stimmungslage zweier junger Männer nach, die sich nicht begegnen

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»Irgendwas stimmt nicht mit dir«, sagt die genervte Mitbewohnerin des smarten Jurastudenten. Wie hospitalisiert wirft der adrette Junge permanent einen Tennisball an die Wand. Als wäre er in einer Zelle gefangen. Dabei läuft es eigentlich recht gut bei ihm. Seine Freundin ist ausgesprochen liebreizend. Dass sie zufällig mitbekommt, wie er im Multiplex Popcorn verkauft, ist für sie kein Problem. Für Christian jedoch, der zur Hälfte noch bei seiner Mutter wohnt und mit einem geleasten Auto Eindruck schindet, bricht unmerklich etwas zusammen. Was genau aus dem Ruder läuft, wird nicht so recht klar. Doch diese Unschärfe ist die Stärke dieses Debüts von David Clay Diaz, einem in Paraguay aufgewachsenen Wiener.

Im Gegensatz zum smarten Christian (Samuel Schneider) sind die Defizite des kettenrauchenden Alex (Alexander Srtschin) offensichtlich. Der tätowierte Kurzhaarproll stählt seinen Körper im Boxclub, lässt aber den besten Freund in einer provozierten Schlägerei im Stich. Der Versuch, sich mit einem Mädchen auszusprechen, gipfelt in einem Gewaltausbruch. Seine »Emotionen« verpackt er in einen aggressiven Rap, bei dem er frauenfeindliche Fäkalklischees in Schüttelreime presst.

Alex und Christian könnten nicht unterschiedlicher sein, sind aber beide von der Welt durch eine gläserne Wand getrennt. Obwohl sie sich nicht kennen und einander nicht begegnen, spiegelt der Film ihre Geschichten überraschend ineinander. Dilettantisch anmutende Schnitte geben der fragmentarischen Erzählung einen prägnanten Rhythmus. Wenn Einstellungen eine gefühlte Zehntelsekunde zu früh abbrechen, entstehen packende psychologische Cliffhanger. Diese ausgeklügelte Montage und eine präzise Schauspielerführung geben dem typisch wienerisch morbiden Doppelporträt eine ganz eigene Atmosphäre. Der im Vorspann gegebene Hinweis auf ein rätselhaftes Gewaltverbrechen und der dazu eingeblendete TV-Bericht engen die Erwartungshaltung allerdings etwas ein. Dennoch leuchtet Diaz die im Filmtitel angezeigte Gefühlslage originell und angenehm unpsychologisch aus.

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