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Der junge Jesus Christus soll bereits im Alter von sieben Jahren Wunder vollbracht haben, behauptet der neueste Jesus-Film, der sich als Familien- und Kinderfilm empfiehlt
Was machte Jesus, als er sieben Jahre alt war? Eine Coming-of-age-Story des Religionsgründers hat das Neue Testament leider nicht zu bieten. Wenn man sich die Berichte der Evangelisten genauer anschaut, fällt die große Lücke zwischen Jesu Geburt in Bethlehem und seiner Taufe im Jordan auf. Nur die Taufe im Erwachsenenalter und seine letzten Lebensjahre bis zur Kreuzigung gelten als historisch verbrieft. Die übrige Heilsgeschichte ist – aus historischer Sicht – Legende. Dass sich eine ausgewiesene Fantasyautorin wie Anne Rice, die einmal mit fliegenden Fahnen zum Katholizismus konvertiert ist, mit Inbrust auf das Glatteis einer Jesus-Fantasy begeben und mit ihrem Bestseller »Christ the Lord: Out of Egypt« (2005) den Grundstock für diesen Film gelegt hat, verwundert jedenfalls nicht. Die Fiktionalisierung der Kindheit Jesu zielte, wie man wohl vermuten darf, darauf, eine religionsgeschichtliche Marktlücke zu schließen.
Der kleine Messias (Adam Greaves-Neal), wie er gleich in ausgefranstem Sackleinen und mit gepflegter Langhaarfrisur vor uns steht, ist ein sanftäugiges Wunschkind wie aus dem Bilderbuch. Das erste Wunder lässt nicht lange auf sich warten. Jesus wird in eine Rauferei verwickelt, die ein etwas älterer Junge mit ausgesprochen arabischem Aussehen anzettelt. In der Hitze des Gefechts kommt der Angreifer zu Tode, worauf Mutter Maria (Sara Lazzaro) ihren Jesus dazu drängt, seine überirdischen Kräfte zum Einsatz zu bringen. In einer rührseligen Rückblende wird dann auch noch das erste Wunder, die Auferweckung eines Vogels, nachgereicht. Im weiteren Verlauf geht es Schlag auf Schlag bis zur Heilung des Blinden vor dem Tempel zu Jerusalem.
Der Film, so der amerikanische Regisseur Cyrus Nowrasteh, hat den Anspruch, ein realistisches, im Glauben verankertes Porträt Jesu zu zeichnen. Als realistische Schilderung mag allenfalls das brutale Vorgehen der römischen Besatzungsmacht durchgehen; für die Heilige Familie hat vor allem die aus der Kunstgeschichte bekannte Ikonographie Pate gestanden. Der junge Messias mit dem Botticelli-Gesicht ist weniger verspieltes Kind denn ein Auserwählter, der, von Fall zu Fall, seine besonderen Kräfte mit Erfolg erprobt. Stets ist auch sein Gegenspieler, das personifizierte Böse in Gestalt eines Dämons (Rory Keenan), zur Stelle.
Eine Protestbewegung, wie sie sich seinerzeit um »Die letzte Versuchung Christi« (Martin Scorsese, 1988) formierte, wird es im Zusammenhang mit dieser Kinder-Seifenoper nicht geben. Obwohl hier Missionierung am hilflosen Objekt betrieben wird, ist zu befürchten, dass sich die anvisierte Zielgruppe kaum von einem Kinobesuch abhalten lässt. Wenn sich »Der junge Messias« wenigstens mit einem bescheideneren Märchenton begnügt hätte – nein, er rasselt auch noch mit rassistischen Untertönen und schüttelt zuletzt noch eine Bekehrung aus dem Ärmel. Dieses »Happy End« nach Hollywoodmanier trifft – wen sonst – den römischen Zenturio Severus (Sean Bean), der Jesus im Auftrag des Herodessohns schon dicht auf den Fersen war.