Rätselhafte Witterung

Das Kino hat sich bisher viel zu wenig für James Lee Burke interessiert. Gerade einmal zwei Romane und eine Kurzgeschichte des heute vor 80 Jahren in Texas geborenen Autors wurden bislang adaptiert; hinzu kommen ein Fernsehfilm sowie eine französische Dokumentation, die als Bonusmaterial einer DVD-Ausgabe entstand. Dabei ist sein Held Dave Robicheaux eine der großen Hervorbringungen der zeitgenössischen Hard-Boiled-Schule.

Für Bertrand Tavernier ist er gar der faszinierendste Detektivfigur seit Chandlers Marlowe – und Tommy Lee Jones der definitive Robicheaux-Darsteller. Viel Konkurrenz hat er nicht, allerdings mochte ich auch Alec Baldwin, der ihn als Erster in »Heaven's Prisoners« (Mississippi-Delta) verkörperte. Tavernier fand, der sei nur ein Tourist, Jones hingegen ein echter Mann des Südens: "Wenn er durch die Bayous streift, hat man das Gefühl, er habe dort sein ganzes Leben verbracht. Neben dieser Verwurzelung nimmt man ihm aber auch Robicheaux‘ Belesenheit, seine Kultur ab." Tavernier ist natürlich parteiisch, denn Jones ist der Hauptdarsteller seiner Verfilmung von »In the Electric Mist - Mord in Louisiana«.

Was mich zuerst auf seine Krimis aufmerksam werden ließ, war die bizarre Wetterlage ihrer Titel: Wie soll man sich einen Neonregen vorstellen, oder eben einen elektrischen Nebel? Ich sollte die Bekanntschaft mit seinem Werk mal wieder auffrischen. Aber gratulieren will ich dem hartgesottenen Stilisten heute nicht zuletzt dazu, dass er unlängst eine der prächtigsten Analysen von Trumps Wahlsieg formulierte:  "Es ist, als würde man einen Betrunkenen mit einer Kettensäge zur Hochzeit der eigenen Tochter einladen."

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