DVD-Tipp: »Yellowthread Street« (1990)

»Yellowthread Street« (Serie, 1990). © Pidax

© Pidax

Heißes Pflaster Hongkong

Mit «Yellowthread Street« wird eine bemerkenswerte Serie aus den 80ern auf Bildträgern verfügbar. Das Konzept entstammt den Hongkong-Krimis des Australiers William Marshall, hat aber mit seinen Geschichten um das fiktive Revier in der Yellowthread Street kaum mehr als den Titel mit dem verkappten Wortspiel gemein – »Yellowthread« heißt »gelber Faden«, gesprochen könnte aber auch »Yellow Threat« ­gemeint sein, die »Gelbe Gefahr«, ein Kampfbegriff aus der Zeit des Kalten Krieges. ­Marshall selbst steuerte das Drehbuch zur Folge mit dem Titel »Spirit Runner« bei, in die er seine Kenntnis der chinesischen Kultur einfließen ließ.

Die Umsetzung war merklich von Michael Manns 80er-Jahre-Kultserie »Miami Vice« beeinflusst. Komponist Roger Bellon erwies sich als gelehriger Schüler Jan Hammers, dessen mehrfach preisgekrönte Musik für »Miami ­Vice« Rekordumsätze erzielte.

Wie dort korrespondiert der synthetische Groove mit stilvollen Aufnahmen des nächtlichen Hongkong: Neonreflexionen auf feuchtem Asphalt, spiegelnde Motorhauben. »Yellowthread Street«, eine der teuersten Serien ihrer Zeit, entstand an Originalschauplätzen, das wussten die Regisseure zu nutzen. In jeder Folge sind die Ermittler, begleitet von einer wendigen Kamera, zu Fuß oder motorisiert unterwegs, auf Schnellstraßen, in den belebten Gassen. Suchaktionen und Verfolgungsjagden führen sie auf die exotischen Märkte, zum Leben in den Dschunken, über die Dachlandschaften. Sie irren durch labyrinthische Wohnblocks und verschachtelte Elendsviertel, auch mondäne Schauplätze wie Pferderennbahn, Spielcasino, Jachthafen zählen zu ihren Einsatzgebieten, und ganz in der Tradition des Film noir immer wieder Bars, Tanzpaläste, Spelunken.

Es mangelt nicht an gekonnt inszenierten Karambolagen, Explosionen, wüsten Schießereien – in Sachen Stunts befand man sich in Hongkong in einem Kompetenzzentrum. Diese visuellen Qualitäten und der damals noch nicht gängige Stereoton machten die Produktion zu einem Ereignis. Aus heutiger Warte gewährt die Serie Einblicke in das Hongkong der End-80er, in dem noch chinesische Traditionen und die Einflüsse der britischen Kolonialherrschaft neben- und miteinander existierten. Nebenbei zeigen sich die Modetorheiten der 80er: Die Maskenbildnerin Lisa Shearer muss Haarfestiger en gros bezogen haben.

Das zentrale Ermittlerteam besteht aus vier Detectives europäischer und zweien asiatischer Herkunft. Authentische Polizeiarbeit darf man nicht erwarten – Coolness ging vor Logik. Nur wird bei Bruce Payne, Robert Taylor, Mark McGann, Doreen Chan oft zur unfreiwillig komischen Pose, wenn sie sich wie in Zeitlupe bewegen, bedeutungsschwanger ins Leere äugen, markige Sprüche von sich geben. Soll nicht heißen, dass die Schauspieler ihr Gewerbe nicht beherrschten. Es gab für sie auch starke Szenen oft tragischen Inhalts. Tzi Ma im Part des Detective Pak sticht hervor. Er ist inzwischen in Hollywood eine feste Größe.



Yellowthread Street GB 1990 R: Ranald Graham. Da: Bruce Payne, Ray Lonnen, Doreen Chan, Catherine Neilson, Robert Taylor, Tzi Ma. Anbieter: Pidax.
VÖ: 24. Juli 2025

Bestellmöglichkeit (DVD)

 

Meinung zum Thema

Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns

Mit dieser Frage versuchen wir sicherzustellen, dass kein Computer dieses Formular abschickt