DVD-Tipp: »Sleep« (2023)

Etwas stimmt nicht mit Hyun-soo, erfolgloser Schauspieler und erwartungsfroher Familienvater. Er schlafwandelt, hat nächtliche Fressattacken, kratzt sich blutig im Gesicht, ohne es zu merken. Einmal stürzt er sogar fast aus dem Fenster – gerade noch bekommt ihn Gattin Soo-jin am Schlaffitchen zu fassen.

Das seltsame Verhalten des Liebsten kommt der Schwangeren sehr ungelegen, braucht sie gerade keine weiteren Sorgen, erst recht nicht in Gestalt eines Partners mit unberechenbaren Bewusstseinsaussetzern. Doch haben sich die Eheleute einst geschworen: »Gemeinsam schaffen wir alles!« und konfrontieren das Rätselhafte Hand in Hand.

Jason Yu braucht in seinem nach eigenem Drehbuch inszenierten Regiedebüt »Sleep« nicht lange, um die Themen Besessenheit und Gespenstertreiben einzuführen. Also wird eine resolute Schamanin in Stellung gebracht, die mit der Rassel rasselt, den Lustgreis-Geist des verstorbenen Nachbarn verantwortlich macht und zu Bannsprüchen rät. Die Eheleute halten das für abergläubischen Humbug und gehen zum Schlafforscher, der Stress für den Schuldigen hält. Wie aber passt das übergriffige Benehmen der Nachbarin ins Bild? Und was hat es mit dem Verschwinden des Hundes auf sich? Schritt für Schritt erweitert Regisseur Yu das narrative Feld, sinniert über die Differenz zwischen Wahnvorstellung und Wirklichkeit, lässt Paranoia um sich greifen und Neurosen ausbrechen, würzt mit Misstrauen nach – und hält mit wohlgesetzten Jumpscares die Idee vom Gruselfilm lebendig. Bei alledem verliert er nie das Menschenmaß aus den Augen, das Fundament seiner Geschichte: die beiden Liebenden, die sich von Beziehungsproblemen der besonderen Art herausgefordert sehen. 

Der auf diese Weise gestaltete, beherzte Balanceakt zwischen effektvollem Genrefilm und subtilem Psychodrama verleiht »Sleep« den besonderen Reiz. Das wüst Fabulierte und die innere Wahrheit, auch sie gehen hier Hand in Hand.

VÖ: 27. März 2025

Bestellmöglichkeit (DVD/Blu-ray)