MagentaTV: »Fargo« Staffel 5

»Fargo« (Staffel 5, 2023). © Michelle Faye/FX

© Michelle Faye/FX

Minnesota-Nettigkeit

Wie »True Detective« ist auch »Fargo« eine Anthologieserie, die mit jeder neuen Staffel Ort und Zeit der Handlung sowie sämtliche Figuren auswechselt. Wo »True Detective« seine Anbindung an ein Filmgenre, den Film noir, pflegt, gibt Serienschöpfer Noah Hawley bei »Fargo« im Titel ein fast zu konkretes Vorbild an: der gleichnamige Film der Coen-Brüder aus dem Jahr 1996 mit seiner Winterlandschaft und dem grotesken Gegenüber von brutalen, aber auch sehr dummen Verbrechern und pragmatisch-netten Polizisten.

Es wird wohl noch ein paar Jahre dauern, bis die eigentliche Originalität von Hawleys Unterfangen voll in den Blick rückt: aus Nachahmung und Referenz etwas ganz Eigenes, Aussagekräftiges und Aktuelles kreiert zu haben. Bislang dominieren noch die kurzatmigen Urteile, die alles auf einer Notenkurve bewerten. Seit den glorreichen Staffeln 1 und 2 aus den Jahren 2014 und 2015 wird da der beständige Abstieg mit Staffel 3 (2017) und besonders Staffel 4 (2020) konstatiert. Zum Beginn von Staffel 5 gab es nun im November in den USA wieder viel Lob; Noah Hawley habe zur Form zurückgefunden, heißt es.

Im Zentrum der neuen Staffel steht Dorothy (Juno Temple aus »Ted Lasso«), die man zu Beginn der ersten Folge auf einem Elternabend sieht, der zum Tumult ausartet. Sich vor ihren Kindern prügelnde Eltern, die von der Polizei nur mit Tasern zu befrieden sind, ist ein wunderbar satirisches Bild für die aktuelle Polarisierung der amerikanischen Gesellschaft; die Handlung ist übrigens auf 2019 festgelegt. Ganz in Coen-Manier schlägt die Satire bald in Horror um, nur um augenblicklich wieder ein paar komödiantische Töne zu setzen. Der Polizeieinsatz auf dem Elternabend hat für Dorothy nämlich die unangenehme Folge, dass man Fingerabdrücke von ihr nimmt, die dann ihren Ex-Mann alarmieren, den sie vor über zehn Jahren verlassen hat, um unter neuer Identität neu anzufangen. Der Ex-Mann, gespielt von Jon Hamm, ist eine Karikatur der Trump-begeisterten MAGA-Rechten: ein bibelzitierender Sheriff mit Ranch, der sich über dem Gesetz glaubt und die Frauen um sich herum mit Schlägergewalt beherrscht. Obwohl längst wieder verheiratet, will er Dorothy entführen, um sie gleichsam als sein Eigentum zurückzuholen und zu bestrafen. Nur dass Dorothy, darin wieder eine typische Gestalt des Coen-Universums, sich als ungeheuer trickreich erweist, was die Zurückschlagung der Häscher angeht. Mit Jennifer Jason Leigh als Dorothys ungeliebter Schwiegermutter, die selbst eine gewiefte Geschäftsfrau ist, hat die Serie gleich noch eine starke und eigensinnige Frauenfigur, ergänzt um eine dritte, die von Richa Moorjani verkörperte Polizistin Indira, die zu Hause unter einem zwar nicht gewalttätigen, aber anderweitig nutzlosen Gatten leidet. Das »Frauenthema« häusliche Gewalt wird zum zentralen Thema der Serie, die es sich schlussendlich als Rachefantasie vielleicht etwas zu einfach macht mit ihren rechten Bösewichten. Vergnügen bereitet sie trotzdem.

OV-Trailer

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