Amazon: »Als du mich sahst«

© Amazon MGM Studios

Ausflug nach Coachella

Das vielzitierte Comeback der romantischen Komödie, das spätestens seit dem Überraschungserfolg von »Wo die Lüge hinfällt« Anfang des Jahres heraufbeschworen wird, ist bei genauem Hinsehen längst im Gange. Nur eben nicht im Kino, sondern bei den Streamingdiensten, wo regelmäßig neue Liebesgeschichten produziert werden. Oft liegt der Fokus auf Teenagern oder dem Weihnachts-Setting, und leider ist die Umsetzung meist weit entfernt selbst von dem, was in den 90er Jahren noch Kino-B-Ware gewesen wäre (siehe aktuell etwa: die Netflix-Produktion »Mother of the Bride«). Doch hin und wieder gibt es positive Überraschungen wie »Als du mich sahst« (zu sehen bei Prime Video), der sich sogar auf der Leinwand gut gemacht hätte.

Solène (Anne Hathaway) nähert sich ihrem 40. Geburtstag, und zaghaft klopft eine Midlifekrise an. Töchterchen Izzy (Ella Rubin) ist zwar wohlgeraten und mehr oder weniger aus dem Gröbsten raus, und auch die eigene Galerie in L.A.s hippstem Stadtteil Silver Lake läuft gut. Aber dass der Ex-Gatte nun mit seiner Affäre glücklich und sie selbst Single ist, nagt ein klein wenig an ihr, deswegen soll ein Camping-Wander-Wochenende ganz allein sie auf andere Gedanken bringen. Doch stattdessen findet sich Solène unverhofft mit Izzy und deren besten Freund*innen beim Coachella-Festival wieder, für ein arrangiertes Fantreffen mit deren einstmals heiß verehrter Lieblings-Boyband August Moon.

Unverhofft erweist sich der Ausflug folgenreicher für die Mutter als für die Tochter, denn bei einer Zufallsbegegnung mit dem deutlich jüngeren August-Moon-Sänger Hayes (Nicholas Galitzine) sprühen die Funken. Wenig später steht der weltweit gefeierte Popstar plötzlich in der Galerie auf der Matte, mit jeder Menge Paparazzi im Schlepptau, und es dauert nicht lange, bis sich zwischen dem ungleichen Paar tatsächlich eine heimliche Sommerromanze entspinnt. Doch über kurz oder lang stehen die beiden – zwischen Europatour, eifersüchtigen Fans und reißerischem Onlinetratsch auf der einen und bodenständigem Alltag sowie pragmatischer Lebenserfahrung auf der anderen Seite – vor schwer überwindbaren Hürden.

Was angeblich als Fan-Fiction über Harry Styles begann und für Schauspielerin Robinne Lee 2017 zum Bestsellerroman wurde, entpuppt sich als idealer Stoff für Michael Showalter, der schon mit Filmen wie »The Big Sick« oder »Spoiler Alarm« bewiesen hat, dass er emotionsreiche Geschichten inszenieren kann, ohne sich von Gefühlsduseligkeit übermannen zu lassen. Als du mich sahst ist nun deutlich mehr Rom als Com: Die Humordosis hätte höher ausfallen dürfen, doch Galitzine und vor allem Hathaway in einer vor selbstbewusstem Charisma nur so strotzenden Performance machen den Film zu einem Vergnügen. Nicht nur bringen sie echten Sex-Appeal mit, sondern lassen auch die Zweidimensionalität ihrer Figuren fast vergessen und verleihen deren Beziehung und der Geschichte mit ihrer spürbaren Chemie beinahe Glaubwürdigkeit. 

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