Sky: »Barry« Staffel 4

»Barry« (Staffel 4, 2023). © Home Box Office, Inc.

»Barry« (Staffel 4, 2023). © Home Box Office, Inc.

Das Ende in Sicht

Ein in seinem Metier gefragter und begabter Auftragsmörder entdeckt eines Tages, dass er lieber Schauspieler wäre, so lautete die Prämisse, mit der die Serie »Barry« vor mittlerweile fünf Jahren an den Start ging. Bei den Emmys wird sie noch immer im Genre »Comedy« eingeordnet, obwohl sie die humoristischen Züge mehr und mehr hinter sich gelassen hat. Der Kurzschluss von Gangster- und Schauspielerwelt – in beiden ist Macht etwas Performatives und verführen leichte Kränkungen schnell zu unverzeihlichen Taten – war kein ganz neuer, aber Bill Hader in Personalunion von Autor, Hauptdarsteller, Produzent und gelegentlichem Regisseur verstand es, den vertrauten Weisen neue Töne abzugewinnen.

Zuvorderst steht dafür seine eigene Figur des Barry Berkman, eines Afghanistan-Veteranen, dessen Killertalente von einem väterlichen Freund in neue, für beide lukrative Wege geleitet werden. Das Besondere an ihm war, dass er als großes Kind daherkam, das sich selbst für unschuldig und einen »guten Jungen« hielt. Die Schauspielerei, so wie sie ihm begegnete, als ihn ein Tötungsauftrag in die Klasse eines abgehalfterten Darstellers namens Gene Cousineau (verkörpert von »Happy Days«-Legende Henry Winkler) bringt und er sich gleichsam mit dem »Actor Bug« ansteckt, übte mit ihrem Mix an peinlicher Selbstentblößung, Küchenpsychologie und kameradschaftlichem Zuspruch einen starken Reiz auf ihn aus.

Als Hauptattraktion für den Zuschauer erwiesen sich die allesamt leicht bizarren Figuren, die sich um Barry herum scharten. Angefangen von Henry Winklers Gene, den die eigene Eitelkeit die Karriere kostete und der doch immer wieder in ihre Falle tappt. Da wäre aber auch Sally (Sarah Goldberg), die Frau aus der Provinz mit ihren Schauspielambitionen und Unsicherheiten, die aus mehrfachen Schichten von Opportunismus eine Beziehung mit Barry eingeht. Und natürlich Fuches (Stephen Root), der väterliche Freund, der in immer neuen Volten zum Feind und dann wieder zum Freund wird. Und dann noch NoHo Hank (Anthony Carrigan), die bizarrste Figur von allen, der tschetschenische Mafioso mit dem weichen Herzen, der die Welt des Verbrechens so gern nachhaltiger, menschenfreundlicher und fortschrittlicher gestalten würde, wenn man ihn nur ließe.

Nach vielerlei Wendungen und einer nicht unerheblichen Menge von Toten, die größtenteils auf Barrys Rechnung gehen, haben es besagte Figuren doch sämtlich in die vierte Staffel geschafft, die die letzte der Serie sein wird. In unmittelbarem Anschluss an die Ereignisse aus Staffel drei sitzen Barry und Fuches zu Beginn im Gefängnis, während NoHo Hank mit seinem Geliebten den Absprung in die Wüste geschafft hat, Sally Unterschlupf bei ihren Eltern in der Provinz sucht und Gene Cousineau den Triumph genießt, an Barrys Verhaftung mitgearbeitet zu haben. Alle Zeichen scheinen zunächst auf ein endgültiges Abrechnen mit den Taten der Vergangenheit hinzudeuten, aber es kommt alles noch mal ganz anders. So verbunden ist man nach den Jahren mit den Figuren, dass man ihre Irrtümer und Marotten kaum mehr als komisch, sondern fast nur noch als tragisch sehen kann.

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