arte-Mediathek: »Blackport«

»Blackport« (Serie, 2021). © Asgeir Helgi Thrastarson/Vesturport/arte

»Blackport« (Serie, 2021). © Asgeir Helgi Thrastarson/Vesturport/arte

Mensch oder Hering

Eine solche Konstellation gibt es nicht alle Tage. Die isländische Serie »Blackport« wurde von Nína Dögg Filippusdóttir, Gísli Örn Garðarsson und Björn Hlynur Haraldsson erdacht und geschrieben. Alle drei spielen Hauptrollen. Garðarsson und Haraldsson führten Regie. Filippusdóttir und Garðarsson sind verheiratet.

»Blackport« ist nicht die erste Gemeinschaftsproduktion des Trios. 2001, noch als Studierende, waren sie Mitbegründer des Künstlerkollektivs und heutigen Medienunternehmens Vesturport, das sich zunächst mit innovativen Theaterinszenierungen europaweit einen Namen machte, Filme und schließlich auch Serien produzierte. Die drei Multitalente waren in skandinavischen Serien und Filmen zu sehen, Gísli Örn Garðarsson auch in einer Hollywoodproduktion. Für »Prince of Persia: Der Sand der Zeit« stand er mit Jake Gyllenhaal, Gemma Arterton und Ben Kingsley vor der Kamera.

»Blackport« wurde von realen Ereignissen und Personen inspiriert. Statt in die Schule zu gehen, musste Filippusdóttir als Dreizehnjährige in einer Fischfabrik arbeiten. In diesen Jahren waren Fischfang und -verarbeitung die einzige nennenswerte Einkommensquelle auf Island. Um die Zukunft seiner Stadt zu sichern, möchte Bürgermeister Jón einen Trawler erwerben. Er scheitert, seine Sekretärin Harpa, deren Mann Grimur über ein Kapitänspatent verfügt, springt ein und wird Unternehmerin. Gegen etliche Widerstände. Mal legt ein Streik die Branche still, mal werden Fangquoten beschlossen, die nicht ausreichen, um den Betrieb dort oben in den Westfjorden am Laufen zu halten. Da fügt es sich, dass Jón mittlerweile Parlamentsabgeordneter geworden ist und sogar zum Fischereiminister aufsteigt. Investigativjournalist Smár wittert eine Story...

»Fischfangquoten« als Serienthema – klingt eher spröde. Doch die Autorengruppe hat was daraus gemacht. Die Figuren sind ambivalent, vif, kauzig, das Zeitkolorit stimmt. Die Erzählung hat Spannung, gepaart mit melodramatischen Momenten. Alles garniert mit kräftigen Prisen tiefschwarzen Humors, deftigem Slapstick nebst Wortwitz. Der Polizeichef ist fest davon überzeugt, dass der Mensch vom Hering abstammt: »Schwimmt so'n Hering nach links, schwimmen ihm fünf Millionen Kollegen hinterher.«

Zur Freizeitgestaltung gehört das Schnupftabakwettschnupfen, das Publikum erhält eine kurzweilige Basislektion in Sachen Kapitalismus und erfährt von der versöhnenden Wirkung gemeinsamen Karaokesingens. Die drei Hauptverantwortlichen mögen von der Bühne kommen, aber sie verstehen sich auf das filmische Erzählen, arbeiten mit Splitscreen, Zeitraffer und lassen dokumentarisches Material einfließen. Die Musik stammt unter anderem von Björk. In Island wurde »Blackport« zum Straßenfeger.

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