Sky: »Kung Fu«

»Kung Fu« (Serie, 2021). © Warner Bros. Entertainment Inc.

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Die Heimkehrerin

Zu Beginn der 70er Jahre boomten Filme mit asiatischer Kampfkunst. Nicht zufällig erklang Carl Douglas' Hit »Kung Fu Fighting« damals aus allen Radios. Mit diesen Martial Arts verband man vor allem den Namen Bruce Lee, der ab 1971 die Kinokassen erstürmte. Der »Mann mit der Todeskralle« war ursprünglich auch als Hauptdarsteller für die Fernsehserie »Kung Fu« im Gespräch, die ABC dann jedoch, um die Geschichte dem damaligen US-Publikum zu vermitteln, mit David Carradine besetzte: einem waschechten Amerikaner.

Kulturelle Aneignung – diesen Vorwurf kann man dem Remake nicht machen. Produzent Greg Berlanti, der für einige Superhelden-TV-Serien aus dem DC-Universum verantwortlich zeichnet, hat die Neuauflage der klassischen Martial-Arts-Serie dem Zeitgeist angeglichen. So besteht der Cast hauptsächlich aus asiatisch-amerikanischen Darstellern. Signifikant ist vor allem die Anpassung der Hauptrolle. In »Kung Fu« kämpft kein Held mehr gegen das Böse, sondern eine Heldin.

Die chinesisch-amerikanische Studentin Nicky Shen, gespielt von Olivia Liang in ihrer ersten Hauptrolle, soll nach dem Willen ihrer traditionsbewussten Mutter in eine arrangierte Ehe einwilligen. Um sich dem zu entziehen, geht sie in ein chinesisches Shaolin-Kloster. In diesem Frauenhaus lernen Mädchen, wie sie sich wehren können. Nachdem ihre Lehrerin im Streit um ein magisches Schwert getötet wurde, kehrt Nicky Shen in ihre amerikanische Heimat zurück.

Auf der Suche nach der mysteriösen Mörderin betätigt sie sich immer wieder als engelhafte Helferin für Menschen in Not. In den Fokus gerückt werden dabei vorwiegend weibliche Konfliktherde, die durchaus realistisch beobachtet sind. So steht Nicky einer jungen Frau und deren behinderter Mutter bei, die von ihrem heimtückischen Vermieter erpresst werden. Oder sie legt einem korrupten Gewerkschafter das Handwerk, der zulässt, dass unterbezahlte Frauen in einem boomenden Textilbetrieb gesundheitlich geschädigt werden.

Bei dieser Konfliktlösung sind Tritte, Hiebe und Sprünge gefragt. Trotz ansehnlicher Choreographie wirkt es nicht immer realistisch, wenn eine zierliche Frau eine Spielhölle mit finsteren Typen aufmischt. Aber das ist nicht der Punkt. Denn um naturalistische Glaubwürdigkeit geht es in einer Martial-Arts-Geschichte, in der Kämpfer seit je der Schwerkraft trotzen, ohnehin nicht.

Zuweilen will die hitzköpfige Kung-Fu-Artistin buchstäblich mit dem Kopf durch die Wand. In Krisenmomenten erscheint ihr die tote Lehrerin im Tagtraum, um die Schülerin mit fernöstlichen Weisheiten auf Kurs zu bringen: »Ungeduld ist die Furcht vor der Gegenwart. Löse dich von der Furcht. Fokussiere dich aufs Hier und Jetzt!« Diese klassischen Genremuster verknüpft die Serie mit einem modernen Figurenensemble: Nickys Ex-Freund ist Staatsanwalt, ihr Bruder schwul und ihre modebewusste Schwester eine versierte Hackerin. Ein wenig baukastenmäßig wirkt das schon. Ansehnlich ist das »Kung Fu«-Remake dennoch. Olivia Liang überzeugt als sympathische Hauptdarstellerin, die finsteren Kerlen klare (Hand-)Kante zeigt. Eine zweite Staffel ist bereits beauftragt.

OV-Trailer

 

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