Buch-Tipp: Rosemarie Killius – Maria Cebotari

Dem Vergessen entrissen

Die in Bessarabien (heute Republik Moldau) geborene Sopranistin Maria Cebotari verfügte über eine schöne, ausdrucksstarke Stimme, war eine begabte Darstellerin und verstarb früh an Leukämie: Stoff für Legenden! Verheiratet war sie mit dem Schauspieler Gustav Diessl. Wie viele andere Sänger und Sängerinnen der 1930er und 1940er Jahre (u. a. Beniamino Gigli, Marta Eggerth und Jan Kiepura) wurde sie Filmstar. 

Die Information, wie viele Filme mit Maria Cebotari tatsächlich gedreht wurden, bleibt Rosemarie Killius leider schuldig. Sie stellt neun Filme vor (andere Quellen sprechen von bis zu 24 Filmen), viele davon inszeniert von Carmine Gallone, einem damals vielgefragten Spezialisten für sogenannte Sängerfilme: Liebeslust und Liebesleid, garniert mit aufreizenden Arien. Quellenlage und Verfügbarkeit der Filme sind nebulös. Die Autorin verlegt sich hauptsächlich auf die Beschreibung der gut dokumentierten Gesangs- und mit Abstrichen auch Filmkarriere und greift auf im Familienbesitz befindliche Tagebücher einer jungen Schauspielerin und Anhängerin der Cebotari zurück. 

Der Begeisterung der Autorin darüber (»Das ist Oral History, Gender pur!«) kann ich mich nicht anschließen, ebenso wenig wie ­ihren beschönigenden Anmerkungen zur Rolle des Künstlers im Nationalsozialismus. Maria Cebotari war unter anderem freiwilliges Mitglied der »Kameradschaft Deutscher Künstler«, ihr Mann Gustav Diessl stand auf der sogenannten Gottbegnadeten-­ Liste – Nutznießer der NS-Regimes waren beide. Davon ab­­gesehen: Schön, dass Maria Cebotari dem Vergessen entrissen wird. Nun bleibt zu hoffen, dass das Filmarchiv Austria sich bald einmal dieses Filmerbes annimmt und eine Retrospektive ausrichtet.

 


Rosemarie Killius: Maria Cebotari: »Ich lebe, um zu singen«. Opernlegende und Filmstar. Frank & Timme, Berlin 2021. 272 S., 36 €.

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