Buch-Tipp: Günter Krenn – Romy spielt sich frei

Geheimnisse & Gerüchte

Romy Schneider starb vor fast 40 Jahren. Bücher über sie verkaufen sich offenbar immer noch glänzend; die Faszination, die von ihr auszugehen scheint, ist ungebrochen. Erstaunlich, wenn man bedenkt, was Fritz J. Raddatz über eine Einladung in Schneiders Hamburger Heim berichtet: Er bekam von einer »kleinen, unbedeutenden und unattraktiven Hausdame« die Drinks angeboten, fragte sich, »wann denn nun endlich der Weltstar mal auftauchte – bis ich begriff: Die Puschmaus WAR Romy Schneider.« 

Günter Krenn legt nach einer Biografie über den Star und einer Doppelbiografie über Schneider und Alain Delon ein neues Buch vor, kundig, kurzweilig, konzis. Das Surplus hier ist allerdings nicht die bezaubernde Bebilderung, es sind die beiden Kapitel über Magda Schneider und Romy Schneiders 1980 im stolzen Alter von 105 verstorbene Großmutter, die Wiener Theaterlegende Rosa Albach-Retty. Besonders Magda Schneider erfährt eine kritische, keine unfreundliche Würdigung. Ihr zweiter Ehemann Hans Herbert Blatzheim, Romy Schneiders Stiefvater, wird vom Hauch des Dämonischen befreit, der ihm in diversen Veröffentlichungen anhaftet, und nicht zuletzt räumt der Autor mit dem Gerücht auf, Magda Schneider habe mit Hitler geschlafen. Alice Schwarzer hat das lange verbreitet, und es führte noch nach der Jahrtausendwende zu gerichtlichen Auseinandersetzungen über Olaf Kraemers Romy-Schneider-Roman »Ende einer Nacht«. (Die entsprechenden Passagen mussten geschwärzt werden.) Auch Leser, die schon alles über Romy Schneider zu wissen glauben, werden deswegen mit diesem Buch mehr als glücklich sein.

Tja, und dann ist da noch ein viel schmalerer Band ohne Bilder von Schneiders Tochter Sarah Biasini erschienen, keine Biografie, sondern eine Meditation über Biasinis eigene Mutterschaft und den Verlust ihrer Mutter: Kinder, Mütter und viel Plauderei. Die Erinnerungen an Romy sind eher schemenhaft – wie sollte es auch anders sein? Sarah Biasini war bei deren Tod erst vier Jahre alt. Fritz J. Raddatz hätte das Buch garantiert nicht goutiert, aber für den unentwegten Fan wird es eine willkommene Bereicherung sein und die Erinnerung an eine der – 
vielleicht nicht im eigenen Heim, aber doch auf der Leinwand – schönsten Frauen des vergangenen Jahrhunderts wachhalten. Und die Legende lebt fort und fort . . .

 


Günter Krenn: Romy spielt sich frei. Glanz und Tragik einer Schauspieldynastie. Molden, Wien 2021. 304 S., 35 €.

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