Syfy: »Day of the Dead«

»Day of the Dead« (Serie, 2021). © 2021 Dynamic Television / Sergei Bachlakov

© 2021 Dynamic Television / Sergei Bachlakov

Vegan und nachhaltig

Ihre Vermählung hat Amy (Kristy Dawn Dinsmore), It-Girl einer Kleinstadt in Pennsylvania, sich anders vorgestellt. Vor ihren Augen verwandelt sich die Hochzeitsfeier in eine Blutorgie: »They are eating our guests!« Tote sind nämlich aus den Gräbern gestiegen. Sie fallen über die Hochzeitsgäste her, um sie zu verschlingen. Bei lebendigem Leibe.

Blutorgien dieser Art schockten das Kinopublikum der 1980er Jahre. Bereits mit ihrem Titel bezieht die 10-teilige Serie sich auf »Day of the Dead« von 1985, den dritten Teil von George A. Romeros Zombie-Trilogie, in dem eine Gruppe von Wissenschaftlern und Militärs in einem Raketensilo jene gefräßigen Untoten zu domestizieren versucht, die nach der Apokalypse die Welt überrannt haben.

Warum greift »Day of the Dead« überhaupt das abgedroschene Motiv der Zombies auf? Ein Blick in die Serie zeigt, dass die Zombies hier eher ein Ornament sind. Das Showrunner-Duo Jed Elinoff und Scott Thomas kehrt mit der für den amerikanischen Sender NBC produzierten Serie zu Romeros Kerngeschäft zurück. »Day of the Dead« führt kaum noch zu übertreffende explizite Gewaltszenen in eine Mainstreamproduktion ein. Man fühlt sich erinnert an Peter Jackson, der in seiner grimmigen Komödie »Braindead« von 1992 das Splatter-Genre mit einem kaum noch steigerbaren Gemetzel ad absurdum geführt hatte.

An diesen anarchischen Blutrausch knüpft die NBC-Serie an, die damit zugleich ein seltsames Paradox zelebriert. »Day of the Dead« ist hundsgemein und zugleich opportunistisch. Fast alle relevanten Figuren sind weiblich oder schwarz. Selbst der Bösewicht ist eine Bösewichtin. Natalie Malaika verkörpert die Chefin eines dubiosen Unternehmens, das mit umstrittenen Fracking-Bohrungen die Zombies überhaupt erst auf den Plan ruft. Im Büro der lokalen Polizeichefin Captain Pike (Marci T. House) hängt, man glaubt es kaum, ein Bild von Barack Obama.

Eigentlich ist die Serie ein Musterbeispiel politischer Korrektheit. Wären da nicht diese Zombies, die im selben Atemzug zerhackt, geschreddert und durchbohrt werden. Gefühlt spritzt das Blut sogar aus dem Bildschirm heraus. Dieser ultimative Gewaltausbruch, der vor nicht allzu langer Zeit noch Jugendschützer auf die Barrikaden getrieben hätte, mutet an wie eine klassische Wiederkehr des Verdrängten: »When there is no more room in hell the dead will walk the earth« – so lautete das Credo in »Dawn of the Dead« von 1978.

Das auch in dieser Serie aufgegriffene Motiv dieses archetypischen Zombiefilms, in dem die Untoten tranceartig durch ein Kaufhaus umherirrten, galt ursprünglich als Allegorie auf den Kapitalismus. Im Jahr 2021 symbolisieren diese lebenden Toten eher einen Aufstand gegen übersteigerte politische Korrektheit. Die Klimakrise kann den Zombies egal sein, sie sind ja sowieso schon tot. Ihr Speiseplan ist nicht vegan. Rassismus überwinden sie, indem sie Weiße und POC gleichermaßen auffressen. Und ihr Projekt ist ungemein nachhaltig.

OV-Trailer

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