Film des Monats September: »Herr Bachmann und seine Klasse«

© Grandfilm

2021
Original-Titel: 
Herr Bachmann und seine Klasse
Filmstart in Deutschland: 
16.09.2021
L: 
217 Min
FSK: 
keine Beschränkung
Empfohlen von der Jury der Evangelischen Filmarbeit

In der Bäckerei werden Teigkringel geformt, der Schulbus fährt blinkend auf die Haltestelle zu, Gedränge am Einstieg, Stadtallendorf wacht langsam auf. Herr Bachmann wartet schon auf seine Klasse. Nach und nach trudeln alle ein, werden aber sofort wieder rausgeschickt. Hat nicht ganz geklappt mit dem ruhigen Einzug ins Klassenzimmer. Neuer, jetzt erfolgreicher Versuch. »Wer ist müde?«, fragt der Lehrer. Mehrere Hände gehen in die Höhe. »Dann tauchen wir noch ein paar Minuten ab«. Die Kinder legen die Köpfe auf die Tische, schließen die Augen. Stille. Morgenritual vor Unterrichtsbeginn.

Gleich in den ersten Minuten deutet der Dokumentarfilm bereits vieles an, was sich in den nächsten dreieinhalb Stunden vor den Augen des Publikums sorgsam entfaltet. Sich Zeit nehmen, ein Gespür für das, was die Kinder gerade brauchen, aber auch klare Regeln spielen eine zentrale Rolle im Unterricht des Herrn Bachmann. In seiner sechsten Jahrgangsstufe sitzen Schülerinnen und Schüler aus zwölf Nationen mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen und  Deutschkenntnissen. Ein Schuljahr lang ist Filmemacherin Maria Speth dabei und porträtiert, ganz in der Rolle der zurückhaltenden Beobachterin, mit großer Sensibilität den Schulalltag der Klasse.  

Herr Bachmann macht mit den Kindern häufig Musik, scheut keine Themen im Unterricht, hat stets einen Blick auf den Einzelnen mit seinen Fähigkeiten oder auch Grenzen. Es wird gelernt, gelacht, gestritten, getröstet. Scheinbar ganz nebenbei thematisiert der Film auch noch ein Stück Industrie- und NS-Geschichte, wenn die Klasse einen Ausflug ins örtliche Museum macht. Mit 40 Jahren hatte er einmal aufhören wollen, weil er das Gefühl hatte, er könne nichts gestalten, erzählt Herr Bachmann einem Kollegen. Zum Glück hat er das dann doch nicht getan. Denn der Film zeigt deutlich: Sitzen am Ende des Schuljahres Grammatik und Matheformeln besser, ist das gut, aber viel wesentlicher ist, dass die Kinder mit Herrn Bachmann durch Zuwendung, Respekt und vorurteilsfreie Wertschätzung fürs Leben gelernt haben.

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