DVD-Tipp: »Fräulein Schmetterling«

»Fräulein Schmetterling« (1966/2021). © DEFA-Stiftung/Eckhart Hartkopf/Rolf-Eckhardt Rambow

»Fräulein Schmetterling« (1966/2021)

© DEFA-Stiftung/Eckhart Hartkopf/Rolf-Eckhardt Rambow

Doch noch erschienen

Erst 1990 auf der Berlinale konnten 12 DEFA-Filme, die zwischen 1965 und 1966 verboten worden waren, erstmals wieder gezeigt werden. Nicht dabei war ein Film, der nie beendet wurde: »Fräulein Schmetterling«. Dem Regiedebütanten Kurt Barthel schwebte eine Hommage vor an den italienischen Neorealismus mit seiner Verknüpfung von realem Alltag und surrealistischen Träumereien. Es entstand ein komplexes Werk über das Erwachsenwerden, das teilweise mit versteckter Kamera gedreht wurde. Zu Beginn schwebt die 17-jährige Helena mit einem kaputten Regenschirm hoch über den Dächern Ostberlins. Sie muss sich nach dem Tod des Vaters um ihre viel jüngere Schwester Asta kümmern.

Für Christa und Gerhard Wolf, die gemeinsam mit Kurt Barthel das Drehbuch schrieben, sollte Helenas Erwachsenwerden kindliche Fragen nach Widersprüchen stellen, und das in einem Staat, der seinen jungen Bürgern zu wenig Spielraum zur freien Entfaltung bot. 

Immer wieder streift Helena durch Berlin-Mitte. Man sieht die Ruinen des Berliner Doms, spürt die Kriegsfolgen noch stark im Stadtbild und den Kontrast zwischen den Neubauten der Karl-Marx-Allee und dem klassischen Alt-Berlin mit seinen verfallenen Mietskasernen. Helena und Asta wohnen noch in einem dieser Häuser, die zum Abbruch stehen. Das ist jedoch alles eher subtile Kritik, und schon 2005, als sein Film erstmals als »Materialsammlung« in einer Länge von 115 Minuten wieder öffentlich vorgeführt wurde, bezeichnete Regisseur Kurt Barthel ihn als einen »relativ harmlosen Film«, den er selbst nicht mehr beenden wollte.

Erfreulicherweise hat die DEFA Stiftung mit neuen Bundesmitteln dieses kleine unvollkommene, aber charmante Werk doch nach den Ursprungsplänen des Regisseurs restauriert, teilweise nachsynchronisiert und auf kurzweilige 65 Minuten destilliert, die sich sehen lassen können. Schade nur, dass man die längere Materialsammlung nicht als Extra veröffentlicht hat.

 

Fräulein Schmetterling. DDR 1965/2020. R: Kurt Barthel. Da: Melania Jakubiskova, Christina Heiser, Rolf Hoppe. Anbieter: Icestorm Entertainment (Edel).

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