Buch-Tipp: Matthew McConaughey – Greenlights

Matthew McConaughey – Greenlights
Der Mann in seinem Leben

Der erste Satz: »Dies ist keine herkömmliche Autobiografie.« Sicher, wahre Geschichten in chronologischer Ordnung, aber keine Nostalgie, keine Sentimentalität. Stattdessen: »ein Leitfaden, der auf den Abenteuern meines Lebens beruht.« Scheinbar mussten sie ihn im Verlag erst mal dazu anstiften, doch ein bisschen mehr aus dem Leben und der Karriere einzuflechten. Er selbst dachte eher an ein Buch, das unabhängig von seinem Ruhm als Schauspieler funktioniert, der als RomCom-Sonnyboy mit strahlendem Lächeln, gebräunter Haut und ansehnlichem Sixpack berühmt wurde, sich später als ernstzunehmender Charakterdarsteller etabliert hat und für die Darstellung des AIDS-Aktivisten Ron Woodroof in »Dallas Buyers Club« den Oscar verdiente.

Die Greenlights des Titels stehen für McConaugheys Lebensphilosophie, für die Kunst, auf der grünen Welle zu surfen und die roten Ampelphasen möglichst zu umfahren. In lockerem Plauderton erzählt McConaughey von der frühen Prägung durch einen Vater, der nicht die kleinkriminellen Taten bestrafte, sondern den Fehler, sich erwischen zu lassen, und einer Mutter, die ihm schon als kleiner Junge eine Siegerlegende strickte und ihm später auf dem Weg zum Vorsprechen den Rat gibt: »Komm nicht rein, als wolltest du die Rolle. Komm rein, als hättest du sie schon.« McConaughey erzählt von den vielen Abenteuern auf Reisen durch Amerika und die Welt, die später auch erdendes Gegengewicht zum wachsendem Hollywoodruhm sind. Vom gelenkten Zufall, der ihm die erste Rolle verschafft, in Linklaters »Dazed and Confused«, mit den legendär ersten Worten vor einer Kamera: »All right, all right, all right«. Man erfährt, warum ein zünftiger Truck besser sein kann als ein glänzend rotes Sportcabrio, und dass Entscheidungen, ob das Hemd in oder außerhalb der Hose und die Jeans mit oder ohne Bügelfalte getragen werden, auch etwas mit Charakterbildung zu tun haben.

Ins ganze Buch sind faksimilierte Zettelchen eingestreut, mit Sprüchen, häufig auf Niveau von Autoaufklebern, dazu gibt es Tagebuchnotizen aus 35 Lebensjahren. Das wirkt mal bauernschlau erdig, dann wieder esoterisch abgehoben, meistens aber sehr authentisch, mit schönen Sätzen wie: »Ich verliere lieber Geld und habe Spaß dabei, als Geld zu verdienen und mich zu langweilen.« Oder: »Wenn du es kannst, frag dich, ob du es willst, bevor du es tust.« Richtig groß ist es, wenn er die erste Begegnung mit seiner späteren Frau beschreibt, oder die Beweggründe, mit einem zweijährigen, radikalen Bruch, inklusive Ablehnung sogar eines 14-Millionen-Dollar-Deals, interessantere Rollenangebote zu erzwingen und eine »McConnaissance« einzuleiten: »Als der Mann in meinem Leben lachte ich lauter, weinte ich heftiger, liebte ich stärker, verachtete ich tiefer und fühlte ich mehr als in Gestalt der Figuren, die ich im Film spielte.« Schon für solche Sätze muss man das Buch lieben.

 

 

Matthew McConaughey: Greenlights oder die Kunst, bergab zu rennen. Ullstein, Berlin 2021. 304 S., 22 €.

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